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Zeit und Geschichte

Schießen bis die Geister kommen

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannSamstag, 18.11.2023

Den nächsten Krieg gewinnt der Tod, steht auf einem Aufkleber, den jemand an das Schaufenster eines Waffengeschäfts gepappt hat, das auf meinem Weg zum Supermarkt liegt. Jedes Mal, wenn ich dran vorbeilaufe, denke ich: Jeden Kriegt gewinnt der Tod. Jedes Mal denke ich das, und frage mich dann, warum mein Unterbewusstsein grade dieser banalen Botschaft immer wieder widersprechen muss, wie ein Tick beinah (es ist ja nicht so, als gäbe es nicht tausend andere dumme Sticker auf dem Weg zum Kaufland). Der Artikel von Dave Philipps in der New York Times, den ich hier empfehle, erinnerte mich dann daran, weshalb: Weil es ein hervorstechendes Merkmal der modernen "westlichen" Kriegsführung ist, die heimische Öffentlichkeit in der Illusion leben zu lassen, dass es sowas wie einen Krieg ohne Opfer gibt, dass man mit überlegener Technologie und Strategie chirurgisch präzise Einsätze durchführen kann, die für die eigenen Truppen geringstmögliches Risiko und für die bekriegte Partei nur die nötigsten Verluste bedeuten. Die Opfer müssen unsichtbar bleiben. 

Für den Kampf gegen den die Terrororganisation Islamischer Staat setzte das US-amerikanische Militär deshalb auf die Strategie, eine minimale Anzahl an Soldaten in die Wüsten Syriens zu schicken und diese Truppen aus der sicheren Distanz von Dutzenden Kilometern mit quasi ununterbrochenem Artilleriefeuer auf die Orte schießen zu lassen, in denen man den Feind vermutete. Die 2016 und 2017 eingesetzten US-Marines feuerten ein Geschoss nach dem anderen auf einen Feind, den sie nie zu Gesicht bekamen. Die Soldaten sahen zwar nie Gefechte. Militärexperte Dave Philipps hat mit dieser Recherche bewiesen, dass der Einsatz dennoch einer auffällig hohen Anzahl an Marines im Nachhinein das Leben gekostet hat. Sie kehrten mit Albträumen, Panikattacken, Depressionen zurück, manche sahen Geister, viele wurden unberechenbar und seltsam, ausgelöst durch mikroskopische Hirnschäden. Oft wurden die Soldaten unehrenhaft entlassen. Einige sind jetzt obdachlos. Viele begingen Selbstmord. 

Herausragend ist der Artikel wegen der aufwendigen Recherche, der tiefgründigen Kenntnis militärischer Strategie, Technologie und Psychologie, der sensationellen Fotos des ex-Marines Matthew Callahans - vor allem aber wegen der hervorragenden Fähigkeit des Autors, all dies in einen größeren Kontext zu setzen. Mich erinnert das an die Recherchen des legendären Kriegskorrespondenten C.J. Chivers, den ich mehrfach gepiqd habe, u.a. für seinen Bericht zu den verheerenden Folgen für Soldaten und Bevölkerung, die im Irak mit Chemiewaffen in Kontakt gekommen sind. 

Schießen bis die Geister kommen

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