Das Hörspiel hat im zum Nebenbei-Medium gewordenen Radio kaum noch einen ordentlichen Platz. Wer bleibt schon gerne noch mit Absicht bis zu einer bestimmten Uhrzeit wach, um dann im linearen Programm ein Hörspiel anzuhören? Gleichzeitig ist die Faszination für die Gattung ungebrochen, nicht nur unter Millennials, die ihren Kassetten-Kindheitserinnerungen hinterhertrauern, sondern auch unter jungen Hörer*innen und unter Fans des künstlerischen Radio-Hörspiels. Festivals wie die ARD Hörspieltage und das Berliner Hörspielfestival sind immer gut besucht.

Die ARD hat das inzwischen erkannt und ihr Hörspiel-Angebot in der eigenen Audiothek ausgebaut. Wie Stefan Fischer in seinem Artikel für die SZ aufschreibt, sind dabei vor allem Genre-Produktionen aus Bereichen wie Mystery und Fantasy erfolgreich. Der neueste Hit heißt Mia Insomnia und spielt gekonnt mit Drei-???-Nostalgie und aktuellen Audio-Trends, doch es gibt jede Menge weitere erfolgreiche Titel, darunter eine Fassung des Herrn der Ringe von 1992. Genrefans bingen sich in der Audiothek durch die qualitativ immer hochwertigeren Produktionen (Erdsee etwa wurde auch bewusst in 3D-Audio für maximalen Kopfhörer-Genuss aufgenommen) und die Radiomacher*innen freuen sich über bisher ungekannte, oft sechsstellige Abrufzahlen. Solche Hörerschaft hatte das Hörspiel im Radio seit den 70er Jahren nicht mehr.

Was Fischer auch aufzeigt: Mit der Produktion direkt für die Audiothek wagt es die ARD erstmals, Hörspiele auch extern produzieren zu lassen: "Auf diese Weise entwickelt sich im Genre Hörspiel gerade eine neue Dynamik, durch neue Stoffe und Erzählformate, neue Kreative und Kooperationen." Gut für uns Nutzer*innen auf jeden Fall. Im Juni will die ARD zusätzlich ihr neues "Kompetenzzentrum Hörspiel" vorstellen.