Fred Turner ist sicher der wichtigste Biograf der Ideengeschichte des digitalen Wandels, speziell der Ideologie von Silicon Valley. Schon in seinem Buch "From Counterculture to Cyberculture" hat er minutiös nachgezeichnet, wie in den 80er Jahren die Veteranen der Hippie-Kommunen und die Hackerkultur des frühen Silicon Valley sich zu einem Amalgam aus Libertarismus und Technikbegeisterung verwob, das sich aufmachte, Politik durch Technologie zu ersetzen.

Denselben Faden nimmt er auch in diesem längeren Essay auf, allerdings mit zwei Modifizierungen. Er beginnt erstens früher, nämlich bei den Bemühungen der USA während des zweiten Weltkrieges eine Art Gegenideologie zu Faschismus und Kommunismus zu etablieren, das das Council of American Morals mit einbezieht und welches selbst wiederum auf die Arbeit des Kybernetik-Gründers Norbert Wiener abstellt. Zweitens geht der Essay auch über Silicon Valley hinaus und versucht die Anschlussfähigkeit der Alt-Right-Bewegung an die aufgezeigte Ideengeschichte zu beschreiben.

Das gelingt zwar leidlich, überdehnt aber einerseits die beschriebene Ideologie und reduziert andererseits die Komplexität der Alt-Right unzulässig.

Desweiteren ist anzumerken, dass es noch einen zweiten Strang gibt, der von Norbert Wieners Cybernetics über die Österreichische Schule (vor allem von Hayek) geht, der Märkte als kybernetische Informationssysteme versteht und die über Ayn Rand wiederum im Silicon Valley mündet, deren Romane dort in den 80ern sehr populär waren und das Bild des "Entrepreneurs" stark mit geprägt haben. Diesen Strang hat zum Beispiel Adam Curtis in seinem Dokumentarfilm "All Watched Over by Machines of Loving Grace" sehr gut beschrieben. 

Trotzdem ist es eine sehr eindringliche Beschreibung des Denkens, das nicht nur Silicon Valley, sondern den gesamten westlichen Diskurs über Technologie bestimmt.