Der NDR-Podcast "Too Many Tabs" von den beiden ZDF Magazin Royale-Autor:innen Miguel Robitzky und Carolin Worbs ist schon lange eins der besseren Formate aus dem Genre "Lustige Leute reden miteinander". Jede Woche referieren sich Miguel und Caro gegenseitig ein absurdes Rabbit Hole, in das sie gefallen sind und teilen ihre Freude daran mit der Hörerschaft.

Die letzte Folge des Jahres aber ist ambitionierter. In einem investigativen Parforceritt spüren die beiden Hosts einem ungeheuerlichen Vorfall von 2003 nach. Gracia Baur, Kandidatin in der ersten Staffel von Deutschland sucht den Superstar, fällt bei einem Auftritt in einen Aufzugsschacht auf der Bühne. Was steckt dahinter? Zum Glück sind Caro und Miguel bereit, keine Mühen zu scheuen, um das Netz aus Vertuschungen zu entwirren und die Wahrheit ans Licht zu befördern. Zu hören sind dabei unter anderem Kritikerin Anja Rützel und DSDS-Kandidat Nekatarios Bamiatzis.

Vermarktet wird "Der Fall Gracia" (so der Folgenname) als Parodie auf True Crime Formate, aber das ist meiner Ansicht nach nur ein kleiner Teil der Zielscheibe. Viel mehr heben Robitzky und Worbs darauf ab, den Kolleg:innen in der eigenen Produktionsfirma TRZ Media (Boys Club, Hitze: Letzte Generation Close-Up) und allen anderen Investigativ-Podcaster:innen, die sich selbst gerne zum Teil der Story machen, den Spiegel vorzuhalten. Deren Lieblings-Stilmittel – u.a. ständige Betonung der eigenen Rolle, Sprachnachrichten aus dem Feld, regelmäßiges Raunen und sinnloses Fragen stellen – sind nämlich längst zu nervigen Klischees geronnen. Vielleicht rüttelt sie ein so kleines, aber sehr gut beobachtetes und ausgewähltes Stück Satire ein wenig wach. Der Rest von uns darf einfach lachen.