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Fundstücke

"Die Sprache bringt es an den Tag" (Victor Klemperer)

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergDienstag, 10.07.2018
Es ist erstaunlich, was der am 30. Dezember 1995 verstorbene Heiner Müller voraussah. Er kennzeichnete - mit Karl Kraus gesprochen - unsere "große Zeit" als sie noch "sooo klein" war. Nachdem der "Westen" mit dem Untergang des Ostblocks 1990 seinen Feind verloren hat, beobachtete Müller eine "verzweifelte blinde Suche nach Feindbildern". Die frustierte Linke zog sich, zuerst in den USA, auf das Feld der politischen Korrektheit zurück, die der Klassiker als "neuen Rinderwahnsinn" brandmarkte.

Wenn das Denken korrekt sein soll, dann gibt es kein Denken mehr.

Welche Folgen das heute hierzulande hat, davon berichtet die Schriftstellerin Tina Uebel. Die politische Korrektheit zersetzt Fundamente und Ideale.

In sprechenden Beispielen erzählt sie von Kürzungen, Änderungswünschen, Selbstzensur, Beleidigungen, vorauseilendem Gehorsam in ihrem Umfeld und fragt sich:

Wer eine Idee hat, wie sich andere Kulturen verstehen und lieben lassen, wenn man von ihnen nur ein Zerrbild haben darf, das unseren kulturellen Präferenzen entspricht, möge es uns mitteilen.

Aber PC ist auch ein Angriff auf die Geschichte. Ein Lektor zum Beispiel, mit dem Tina Uebel eine Übersetzung bespricht, verbietet ihr "Neger" zu sagen, sie soll "das N-Wort" verwenden.

Ich halte es mit der Maxime: Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten. Bis in die sechziger Jahre hinein war "Neger" die – im Gegensatz zu "Nigger", dem anderen N-Wort – politisch korrekte Bezeichnung für schwarze Menschen. Heute ist es eine rassistische Beleidigung. Die Sprache der Vergangenheit nach den Maßstäben der Gegenwart umzugestalten bedeutet, dass uns Geschichte verloren geht. Wer wird sich daranmachen, "I have a dream" umzuschreiben?

Martin Luther King, dessen 50. Jahrestag seiner Ermordung wir gerade gedachten, sprach in seiner berühmtesten Rede "I have a dream" selbstverständlich von Negern.

"Die Sprache bringt es an den Tag" (Victor Klemperer)

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Kommentare 3
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

    "vor ihrer Hysterisierung" - Damit bringt Tina Uebel die Verbreitung der Political Correctness treffend auf den Punkt. Auch wenn man nicht übersehen sollte, dass der Bewegung durchaus Verdienste zukommen, so fällt doch auf, dass sich vor allem Linke und zunehmend auch Linksliberale in recht penetranter Weise in der Rolle der Sprachpolizei gefallen - und bei ihren Urteilen völlig außer acht lassen, wie wichtig der Kontext ist, um einen Begriff richtig einordnen zu können. Einen nicht ganz unbedeutenden Aspekt, aus dem sich auch die Radikalität dieser Bewegung erklärt, hat Ijoma Mangold vor einigen Jahren in einer immer noch lesenswerten Rezension festgehalten: "PC-Argumente sind dabei handfeste Waffen im gesellschaftspolitischen Verteilungskampf." https://www.zeit.de/20...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 6 Jahre

      Danke für den ergänzenden Artikel. Deiner Einordnung stimme ich in allen Punkten zu.

  2. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor fast 6 Jahre

    Danke für den piq!

    Ich denke, dass die so verstandene Political Correctness ein Brutkasten für Anti-Elite-Ressentiments ist.

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