Bei den Anhängern von Donald Trump dürfte sie sich extrem unbeliebt gemacht haben: Zoe Lofgren, 69 Jahre alt, Abgeordnete der Demokraten im US-Repräsentantenhaus, will ihren Präsidenten medizinisch untersuchen lassen. Dazu hat sie eine Resolution ins Parlament eingebracht. Die Rechtsanwältin aus Kalifornien bezweifelt, dass Trump in der Lage sei, sein Amt auszuüben. Ärzte, darunter auch Psychiater, sollen das beweisen. 

Lofgren, die seit 1995 dem Kongress angehört und zum moderaten Flügel der Demokraten zählt, hat Roland Nelles von Spiegel Online ein Interview gegeben. Warum hat Sie die Resolution überhaupt angestoßen – meint Sie, damit wirklich etwas bewirken zu können?

Lofgren: "Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass wir im Parlament rein rechtlich dazu in der Lage wären, hier irgendetwas zu bewirken. Ich habe die Resolution trotzdem eingebracht, weil ich und viele andere, Republikaner inbegriffen, den Eindruck haben, dass das Verhalten des Präsidenten erratisch und instabil ist. Der 25. Verfassungszusatz sieht vor, dass der Vizepräsident und das Kabinett zum Beispiel nach einer medizinischen Untersuchung des Präsidenten feststellen können, dass er sein Amt nicht länger ausführen kann. Dann übernimmt der Vizepräsident kommissarisch die Geschäfte."

Vizepräsident ist Mike Pence. Im Gegensatz zu Trump kennt er den Politikbetrieb in Washington seit vielen Jahren, hat lange mit Lofgren gemeinsam im Parlament gesessen. Sie könne sich nicht vorstellen, dass er seine verfassungsrechtlichen Pflichten nicht ernst nehme.

Sie sei keine Ärztin, nur eine besorgte Amerikanerin, sagt Lofgren. Worauf stützt sich diese Sorge? 

"Ich habe diese berühmte Szene gesehen, als der Präsident aus seinem Flugzeug ausgestiegen ist und seine Limousine stand da, aber er lief umher, als wüsste er nicht, wo er ist. Das war gruselig. Oder denken Sie an die Szene, als er ein Dekret unterzeichnen sollte im Weißen Haus und einfach aufstand und wegging, ohne sie zu unterzeichnen. Das war doch seltsam."