Stellen Sie sich vor, Sie laufen auf ihrem Weg zur Arbeit an einem der besten Musiker der Welt vorbei, während er gerade auf einem der wertvollsten Instrumente, das jemals hergestellt wurde, ein Stück spielt, das zu den schönsten jemals komponierten Musikwerken zählt -  würden Sie stehen bleiben? Würden Sie überhaupt merken, dass da statt dem üblichen Straßenmusiker ein Superstar spielt? 

Diese Frage stellte sich Autor Gene Weingarten und fragte den Stargeiger Joshua Bell, ob er nicht mal eine Stunde in einer U-Bahnstation in Washington spielen würde, für das Trinkgeld der Pendler.

Das wird einen Massenauflauf auslösen und Bell wird mindestens 150 Dollar im Hut haben, prognostiziert der Direktor des National Symphony Orchestra. Doch am Tag des Experiments stellt sich heraus: So gut wie niemand interessiert sich überhaupt für Bell, Bach und seine Stradivari. Von mehr als 1000 Menschen bleiben nur eine handvoll stehen, um zuzuhören (interessanterweise bleiben aber ALLE Kinder stehen, um zuzuhören (und werden alle von ihren Müttern weggezogen)). 

Am Ende hat Bell 40 Dollar im Hut - so viel, wie jeder andere Straßenmusiker wohl auch gehabt hätte. 

Und jetzt wird der Artikel erst richtig interessant - denn Weingarten hat die Reaktionen der Menschen mit versteckter Kamera aufgenommen und rund 40 von ihnen später dazu befragt. Statt langweiligem didaktischen Blabla über den Wert der Kunst in der immer hektischer werdenden Gesellschaft, erfahren wir so faszinierende Geschichten über Musik und das Leben - frei nach dem Motto:

What is this life if, full of care,

We have no time to stand and stare.

-- W.H. Davies