Zwei gescheiterte Existenzen stürzen eine Familie ins Unglück – aus Boshaftigkeit, ja. Und aus reiner Dummheit. Das führt dazu, dass man sich beim Lesen dieses Stern-Textes permanent denkt: Bitte, das darf doch nicht wahr sein, sie können sie doch nicht töten, wenn sie nicht einmal..., so dumm kann doch keiner... – dabei weiß man, wie es ausgeht. Weil Anlass dieser Geschichte eine Gerichtsverhandlung ist – in der es um einen Mord geht.

Annelie ist erst 17, als ihre Eltern sie das letzte Mal sehen. Sie verlässt das Haus, kehrt nie wieder zurück, wird ermordet. Oft sagt man nach einem Mord, das Opfer war zur falschen Zeit am falschen Ort. Bei Annelie ist das nicht so. Die zwei Männer hatten geplant, genau sie, eine Schülerin, zu entführen, um von ihrer Familie 1,2 Millionen Euro Lösegeld zu verlangen. Sonst hatten sie überhaupt nichts geplant.

Es ist eine so tölpelhafte Entführung, dass man darüber lachen müsste, säßen da jetzt nicht eine Mutter und ein Vater im Gerichtssaal, die ihre Tochter verloren haben. Das macht es besonders tragisch.

Holger Witzel erzählt diese tragische Geschichte von Annelie. Und er erzählt die Geschichte, wie deren Eltern es ertragen müssen, im Gericht jeden Tag ihren Mördern gegenüber zu sitzen. Am Ende springt Annelies Vater plötzlich auf. Es ist einer der wenigen Momente, in dem auch die Angeklagten aufschauen. Sie denken, das ist er, der Moment in dem er es nicht mehr aushält und zuschlägt.

Doch Annelies Vater geht einen anderen Weg. Die Angeklagten und die Familie: Sie sind wirklich komplett unterschiedlich.