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Interview mit Psychotherapeuten: Die meisten starken Thesen sind Humbug!
Journalist
Nach dem Hauptschulabschluss arbeitete Ertle auf dem Bau, im Supermarkt und bei der Hundesteuer. Irgendwann fing er an zu schreiben, holte das Abi nach, studierte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft und lebt heute als Autor und Journalist in Dresden.
Seine Reportagen und Interviews erscheinen u.a bei: Tagesspiegel, Galore, Süddeutscher Zeitung und dem SZ-Magazin.
Es gibt so graue, trübselige Novembertage da wünsche ich mir ein wenig Sonne oder zumindest einen guten Psychotherapeuten. So einen wie Dr. Schneider aus der Schweiz mit dem Lucie Machac ein herrlich erfrischendes Interview über Selbstoptimierungswahn und andere Bestrebungen des modernen Menschen auf seiner Suche nach Glück geführt hat.
Ich wage zu behaupten, dass der Mann sich mit Paulo Coelho nicht gut verstehen würde, was eindeutig für ihn spricht und das Gespräch zu einem herbstlichen Lesevergnügen macht. Ganz im Sinne von:
Sie werkeln also ständig Ihrem Glück entgegen, doch am Schluss sind Sie so perfekt, dass Ihnen die für die Leidenschaft nötige Mischung aus der Lust am Fressen, Saufen, Vögeln abhandenkommt.
Viel Vergnügen
Quelle: Lucie Machac bernerzeitung.ch
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Lieber Marcus,
was ein herrlicher Piq. Das mag jetzt zynisch klingen, aber das Interview hat bei mir auch deshalb gewonnen, weil Schneider die Interviewerin immer wieder auflaufen lässt und zudem ganz nebenbei einen unangenehmen Zug des Gegenwartsjournalismus bloßlegt: Das Anrufen von Expertinnen und Experten, um die eigene, sagenhafte Kompetenz zu untermauern. Ich hatte lange nicht mehr das Gefühl, dass jemand sich so sehr im Gespräch beweisen will wie Machac. Was da alles an psychologisierenden Thesen rausgehauen wird, ist wirklich unglaublich: "Aber ist das nicht so und müsste man nicht und sollte man eigentlich."
Machac, die ich als Journalistin sonst schätze, verrennt sich hier in meinen Augen macht sich zu einer dieser Leute, die Fragerunde nach Vorträgen oder Podiumsdiskussionen unbedingt dafür nutzen müssen, elaborierte Statements vorzutragen.
LG
Nils
Mag ich. Sehr.
Eine Wohltat.