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Fundstücke

Eine Liebeserklärung an Bukarest

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannSonntag, 05.08.2018

Vor beinah einem Jahrzehnt fand ich einen Stapel Romane von Herta Müller auf einem Ramschtisch vor einer Thalia-Filiale in einem Einkaufscenter in Chemnitz, und darauf war jeweils ein Aufkleber "Literaturnobelpreis" und ein Stempel "Mängelexemplar." Ich fand das eine günstige Gelegenheit, um die hochdekorierte Autorin kennenzulernen, von der ich bis dahin nichts gehört hatte, und zwei Jahre später zog ich nach Bukarest, die Hauptstadt von Herta Müllers Heimatland Rumänien, und verliebte mich unsterblich. Und auch die Stadt hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. 

David Hugendick hat für die Zeit einen Essay über Bukarest geschrieben, der all die Magie, das Drama, den Dreck und die Ironie dieser morbiden Metropole so poetisch einfängt, wie sie es verdient. Das liegt daran, dass Hugendick die Stadt zu Fuß vermessen hat, denn so, sagt er, "schaut man sich auch ein wenig länger um und merkt nebenbei, dass Parcul schöner als Park klingt und Aeroportul schöner als Flughafen. Ohnehin kann man vor der rumänischen Sprache stehen wie ein unglücklich Verliebter, sie aus der Ferne bewundern, ohne ihr wirklich nahezukommen. Die Vokalkombinationen, die Diphtonge, Triphtonge, die sich lesen, als seien sie ein Teil allgemein weltverschönernder Zaubersprüche, obwohl sie möglicherweise bloß ein Haushaltsgerät meinen oder "Rauchen verboten". In Bukarest gibt es auch Orte, die heißen wie Schurken aus tausendseitigen Fantasy-Romanen, Izvor, Dristor, Pantelimon.

Calea Victoriei hört sich dagegen an wie ein Arkadien aus ferner Zeit, was obendrein nicht ganz falsch ist: Es ist die Prachtstraße mit bewegter Geschichte. Die Bronzebüsten vergessener Rumänen, die Reiterstandbilder, das Revolutionsdenkmal, das aussieht wie eine Grillkartoffel am Spieß, das Enescu-Haus, das Athenäum, verlassene Goldkaufhäuser, das Normaltraurige der Tagungshotels und das Niemalstraurige der Magnolien. Fast wie von selbst träumt man sich in die Villen mit ihren über die Jahrzehnte erblindeten Fenstern, in ihre Gärten, die nun unbeaufsichtigt wuchern dürfen, weil kaum einer mehr weiß, wem das alles gehört. Und hinter den Eisenzäunen sitzen manchmal Leute im Gras und trinken im Schatten ungeklärter Eigentumsverhältnisse karpatisches Wasser aus den schönsten Plastikflaschen der Welt."

Dieser Essay ist eigentlich nichts als eine Liebeserklärung. Aber was ist mehr?

Eine Liebeserklärung an Bukarest

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