Seit zehn Jahren versuche ich mittels meinungsstarker Monologe meine Freundin davon zu überzeugen, dass meine breit gefächerte Beschäftigung mit Fußball keineswegs hirnfreier Zeitvertreib ist, sondern irgendetwas zwischen Anthropologie und soziopolitischer Hintergrundrecherche. Hat leider nie gefruchtet. Ich halte mich deshalb hier kurz, denn Tim Murphy hat mit diesem einen weitsichtigen, tiefgründigen, kurzweiligen und beeindruckend recherchierten Artikel für das US-Magazin Mother Jones geschafft, was zehn Jahre meines Geleiers nicht vollbrachten – eine adäquate Einordnung des Fußballs in die Weltenläufte:

To watch the Premier League on Saturdays, or the World Cup this November, is to experience a crash course in capitalism and power today. (...) Soccer’s age of decadence has turned fans into current-affairs obsessives. Sovereign wealth funds, sanctions, and debt seep into Saturday-morning chatter with the same frequency as counter-pressing or expected goals. (...) Following the sport is an education in oligarchs, oil, corruption, media, partisanship, politics, and the financialization of everything. You don’t even have to like soccer to learn from it—because in a lot of ways, the story of the sport’s last two decades hasn’t been about soccer at all.

Diese Fußballweltmeisterschaft in Katar ist keine zufällige Kreuzung aus Totalitarismus und Korruption; sie ist ein Abziehbild einer weltweiten Entwicklung, eine Metapher auf den Niedergang der uns vertrauten Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme: Demokratie und Kapitalismus. Nicht ganz zufällig begann diese Entwicklung im Fußball mit einem russischen Oligarchen. 

Danke Valentina Nicolae für die Leseempfehlung :)