Die Wahrheit ist ein hohes Gut, gerade für Journalisten sollte sie das höchste Gut überhaupt sein. Welch ein Orkan der Entrüstung losbricht, wenn Journalisten zu Fälschern werden und Teile ihrer Geschichten erfinden, ist gerade am Fall Claas Relotius zu sehen, zu dem die Kollegen hier schon einige Artikel gepiqd haben. (Übrigens bietet der SPIEGEL alle Seiten der neuen Ausgabe, in denen es um den Fall Relotius geht, als kostenloses pdf zum Download an.) Wem die Wahrheit nicht passt, der versucht sie oft in seinem Sinne zu verdrehen: Entweder durch Übertreibung, durch einseitige Auswahl von Informationen oder durch Weglassung von anderen relevanten Informationen. Dieses Konzept hat einen Namen: Desinformation. Seite einem Jahr forschen vier wissenschaftliche Institutionen im Rahmen des DORIAN-Projekts "Fake News finden und bekämpfen" zu Desinformationen. Dem Bundesbildungsministerium hat Projekt-Koordinator Michael Kreutzer ein Interview gegeben, in dem er erklärt, wie Desinformationen entstehen, wie sie sich speziell online auswirken und wie man sie am besten bekämpft. Diesen Kampf gegen Desinformation hält Kreutzer für eminent wichtig:

Es geht um nichts weniger als den Schutz einer Säule unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung. Wenn wir Bürgerinnen und Bürger Desinformation – mit oder ohne Hilfestellung und Unterstützung – besser erkennen können, wird jede und jeder Einzelne in die Lage versetzt, unsere demokratischen Meinungsbildungsprozesse gegen Desinformationskampagnen zu verteidigen.

Desinformation wird zum Teil auch durch Bots verbreitet, die Technik kann auch im Kampf gegen Desinformation helfen, es aber nicht alleine richten: Mensch und Maschine müssen zusammenarbeiten.

Neben diesem Interview empfehle ich auch das Policy Paper "Desinformation aufdecken und bekämpfen", in dem die Wissenschaftler Bürgern, Medien, Politik sowie Forschung konkrete Handlungsempfehlungen für den Kampf gegen Desinformation geben. Der Zeitpunkt dafür könnte kaum besser sein.