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Medien und Gesellschaft

"Als politischer Reporter können Sie nicht sagen, wem Sie Ihre Stimme geben. Stimmt doch, oder?"

Christoph Zensen
Informationswissenschaft, Medieninformatik, Produktmanagement

#ViewFromSomewhere #MovementJournalism

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Christoph ZensenDonnerstag, 03.09.2020

Vielleicht war der Druck noch nie so groß, die inneren Probleme der journalistischen Standards endlich zu lösen, wie Mitte Juni. Die von der Black-Lives-Matter angestoßene Debatte hatte da bereits einen Großteil der Redaktionen entzweit und steuerte nun auf die Lehrbücher und Grundsätze der Medienethik zu. Zum Beispiel auf die Lehrbuchautoren Tom Rosenstiel ("the elements of journalism") und Kelly McBride ("The New Ethics of Journalism: Principles for the 21st Century").

In diesem Piq geht es um die Kritik an Kelly McBride.

Kelly McBride ist Vizepräsidentin des Poynter Institute. Eine angesehene Journalismusschule und Forschungsorganisation, deren Veröffentlichungen auch schon häufig hier bei piqd empfohlen wurden (Link zu den Piqs). Kelly McBride wird häufig als eine führende Stimme der Medienethik in den USA genannt und ist auch Public-Editor – deutsch: Ombudsfrau – bei dem öffentlichen Radiosender NPR.

Der hier gepiqte Text von Laura Wagner bei vice.com über Kelly McBride nimmt keine Gefangenen. Wagners Kritik ist brutal.

In many ways, McBride's down-the-middle, please-everyone approach feels like a representation of a worldview that's lost its legitimacy. [...] Curiously, though, McBride doesn't see her job as questioning convention, or even addressing journalism's biggest ethical conundrums, but as something else.

If you had nothing but Kelly McBride's work to go by, you might think that avoiding criticism was journalism's highest virtue, and that being able to defend against it was the next-highest.

Oof, was für eine Ohrfeige.

Kelly McBride hat sich zu dieser Kritik nie öffentlich geäußert. Aber etwa einen Monat später ist sie zu Gast beim NPR Podcast "It's Been a Minute with Sam Sanders" zu dem Thema: Reckoning With Race in Journalism (Kelly McBride kommt ab Minute 30).

In dem Interview wird sie nach ihrer Definition von journalistischer Objektivität gefragt; und für einen Augenblick sieht es so aus als hätte sie die Seiten gewechselt, als sie davon spricht, wie wirtschaftliche Motive der Verleger zur Entstehung dieses journalistischen Standards beigetragen haben.

Der Interviewer, Sam Sanders, fällt vor Freude über dieses Zugeständnis fast vorne über:

It is refreshing to hear you – as a leader in the industry – acknowledge that some of this is about the principles and bedrocks of our journalism and some of it is about business. And at the end of the day – for what ever reason – we have ended up with a definition of objectivity that is as much about business as it is about telling the truth. And I think what's frustrates so many journalists – so many younger journalists, journalists of color or women or queer journalists – that newsroom leaders are resistant to acknowledge that.

Doch Sam Sanders irrt sich. McBride ist keineswegs auf seiner Seite. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Sanders sie vielleicht ganz bewusst so überschwänglich herübergezogen hat, damit sie sich anschließend umso klarer abgrenzen muss. Sie enttäuscht nicht:

McBride: They [die Leiter der Nachrichtenredaktionen] really do believe – and I actually believe also – that there is a line somewhere that we shouldn’t cross. And maybe it's way up the continuum on – just – if you are a political reporter, you can't tell people who you’re voting for. Maybe the line is all the way over there. Right?

Sanders: hm hm 😶

McBride: Cause imagine, if – like – you were a political reporter and you were covering Trumps campaign and you were like “Yeah, I’m voting for Biden, though”.

[beide lachen – aus unterschiedlichen Gründen]

Sanders: I was that guy...


An diesem kurzen Ausschnitt sieht man, dass die Vice-Autorin, Laura Wagner, mit ihrer vernichtenden Analyse über Kelly McBride voll ins Schwarze getroffen hat. Es geht McBride um die Optik, nicht ums Prinzip. Sie hält das Stillschweigen über die parteipolitische Präferenz für die äußerste Linie, die im Nachrichtenjournalismus nicht überschritten werden darf. Über kleinere Verstöße kann man mit ihr offenbar diskutieren. Wie großzügig 🤗

Wenn man als Journalist darüber schweigt, wen man wählt, dient das ja ganz offensichtlich nicht den höheren Prinzipien, die oft als Rechtfertigung des neutralen, objektiven Journalismus herangezogen werden. Durch die Geheimhaltung wird man nicht fairer oder unvoreingenommener. Es sieht nur so aus.

Diese Frage nach der parteipolitischen Neigung kann man aber auch als Geschenk sehen. Mit ihr kann man die Spreu (Optik) vom Weizen (Prinzipien) in der Debatte über neutrale Objektivität trennen.

"Als politischer Reporter können Sie nicht sagen, wem Sie Ihre Stimme geben. Stimmt doch, oder?"

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