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Literatur

strange little fucker

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Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelMittwoch, 31.01.2018

Diesen Montag hab ich nach wochenlangem Warten wegen Unlieferbarkeit endlich Michael Wolffs Trump-Buch "Fire And Fury – Inside the Trump White House" (Henry Holt, Macmillan) zugeschickt bekommen (das als Englisch-Ausgabe auf den deutschen Sachbuch-Charts bereits den vierten Platz belegt, was andererseits vielleicht gerade nicht viel bedeuten muss, wenn Gregor Gysi auf eins gelistet wird). Aus irgendeinem Grund hatte ich es mir gemeinsam mit der DVD-Neufassung von Helmut Käutners "Schwarzer Kies" bestellt, einem Schwarz-Weiß-Film aus der BRD von 1961, der im Nachhinein aber ganz gut zum Trump-Buch passt, aber dazu in vier Leseminuten mehr.

Zunächst zu "Fire And Fury": Nachdem der angenehm tom-wolfe-haft dubiose Gesellschaftsreporter Michael Wolff (Klappentext: ... has received numerous awards for his work, including two National Magazine Awards, has been a regular columnist for Vanity Fair, The Hollywood Reporter, USA Today undsoweiter: Autor von sechs früheren Büchern, darunter die mir leider unbekannten Bestseller "Burn Rate" und "The Man Who Owns The News", lebt in Manhattan, hat vier Kinder) in einer kurzen Einleitung immer noch darüber staunt, wie es ihm gelang, im allgemeinen Chaos des innersten Trump-Zirkels nicht nur Zugang zu diesem zu bekommen, sondern sich auch noch wie eine "Fly on the wall" (sein Chronisten-Ideal) im Weißen Haus einrichten zu können.

Von dort ist ihm ein Buch gelungen, das (auch wenn der Hype spätestens nach den Grammys am Sonntag langsam nervt, wo bekanntlich Stars wie Cardi B. öffentlich aus dem Buch vorlasen) gerade jeden Roman schlägt, weil Wolff absolut keine Gefangenen macht. Seine Methode ist, alles rauszuhauen, was angeblich jeder in Washington längst wusste: dass Trump die Wahl gar nicht gewinnen wollte – und sie genau deswegen (mit seiner schmerzlich bekannten "nothing-to-lose-fuck-you"-Mentalität) gewinnen konnte (was gleichzeitig ziemlich gut zu Michael Wolffs Schreibhaltung passt).

Das Buch beginnt mit der detaillierten Beschreibung eines Dinners am Wahlabend 2016, wo eine kleine rechte Meinungsführer-Elite um den ehemaligen Fox-News-Guru Roger Ailes (ehemalig weil gefeuert wegen sexual harrassments) sehnsüchtig auf das Erscheinen von Trump-Berater Steve Bannon wartet. Der kommt Stunden zu spät, geht dann aber gleich super-indiskret und stabschef-mäßig dazu über, alles auszuposaunen, was der Inner Circle jetzt so vorhat. Nach der achtjährigen "amateur-hour" unter Obama (keine Ahnung und keine Kontakte, was Wirtschaft angeht) muss der Konzern Amerika dringend auf Vordermann gebracht werden. Trump ist ein Vollidiot, den aber alle für seine Nehmerqualitäten bewundern ("you hit Donald along the head, and he keeps going, he doesn't even know he's been hit"). Das Personal für ein Trump-Kabinett ist ausgesprochen dünn, Bannon und Ailes erledigen die möglichen Kandidaten im Casting-Schnelldurchgang und Sound von "Wolf Of Wall Street". Wer soll National Security Advisor werden, Michael Flynn ("he's not Jim Mattis and he's not John Kelly ... but he's fine") oder John Bolton (the famously hawkish diplomat), über den Ailes nur meint:

"He's a bomb thrower ... and a strange little fucker. But you need him. Who else is good on Israel? Flynn is a little nutty on Iran. Tillerson ... just knows oil."

Zwischendurch immer wieder die bangen Fragen der Abendgesellschaft an Bannon: Was ist mit den Russen (Trump wollte Putin besuchen, "but Putin couldn't give a shit about him"), was ist mit China ("China is where Nazi Germany was in 1929 to 1930. The Chinese, like the Germans, are the most rational People in the world, until they're not..."). Und vor allem:

"Where's Donald on this?" asked Ailes...
"He's totally on board."
"Focused?"
"He buys it."

Man wird schnell süchtig nach diesem Insider-Trash-Talk, der das Trump-Amerika so schmetternd auf den Punkt bringt, dass man es tatsächlich selber lesen muss. Und wer sich dafür zu politically correct fühlt, hat den Kampf schon verloren (because: this is why Trump happened).

Oder der kann sich Helmut Käutners "Schwarzen Kies" angucken, in dem es um das westdeutsche Mitverdienen und Rumdealen an einer amerikanischen Air Base im Hunsrück geht. Im Mittelpunkt steht ein rebellisch-pragmatischer Kiesfahrer, der schwarz Fuhren für sich abzweigt und den Film atmosphärisch zu einer Art westdeutschem "Spur der Steine" macht. Nur dass der Dollar hier alle noch korrupter und mieser macht: Die Amis als nullcheckende Besatzer, die Deutschen als ewige Nazis und Antisemiten, und beide wollen mit sich selbst am liebsten nichts mehr zu tun haben.

Auf Käutner wurde ich übrigens durch Wolfgang Herrndorf aufmerksam, weil der immer so ein Fan von "Unter den Brücken" gewesen war, einem deutschen Aussteiger-Film aus dem Jahr 1945.

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