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Literatur

Mein kleiner Buchladen: „Biografische Romane“ – Wasserminna

Mein kleiner Buchladen: „Biografische Romane“ – Wasserminna

Anne Hahn
Autorin und Subkulturforscherin
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Anne HahnMontag, 31.07.2017
Als ich meinen letzten Roman schrieb, entdeckte ich Paula Busch, weil meine Hauptfigur aus ihrem fiktiven Fenster im Berliner Wedding direkt auf die Grabstätte der Zirkusdirektorenfamilie Busch schaut. Dass es in Berlin riesige Zirkusbauten gegeben hatte, in denen die Manegenplatte nebst darauf nachgebautem Vineta versinken konnte, begeisterte mich. Dass zig tausend Liter Spreewasser in die Zirkuskuppel gepumpt wurden und auf die als Häuser getarnten Tauchglocken voller Statisten stürzten, ebenso. Im Stadtmuseum Wedding bestaunte ich den Zirkus Busch als Modell, wie er 1895 bis 1936 am Hackeschen Markt (damals Bahnhof Börse) gestanden hatte, gegenüber der Alten Nationalgalerie. Der Gründer Paul Busch und seine Konkurrenten Renz und Schumann übertrumpften sich mit illuminierten Riesenfontänen, zauberten Wasserfälle, Segelboote und gar Dampfschiffe in ihre Arenen. 1917 wurde Tochter Paula Mitdirektorin bei Buschens, sie hatte in Köln Germanistik und Philosophie studiert, das Fabuilieren lag ihr mehr. Sie entwickelte die Manegenschaustücke aus Sagen, Historien, Opern und Tragödien. Nebenbei schrieb sie Romane, Artikel, Essays und Kinderbücher und erschien immer wieder in gewagten Dressuren selbst in der Manege.

Ich stieß auf den Roman „Wasserminna", Paula Buschs Denkmal für Minna Schulze, die als Arbeiterkind im Scheunenviertel aufwuchs, beim Zirkus Busch Schwimmerin wurde und mit ihrem legendären Mut Generationen von armen Kindern begeisterte (Kinder durften in Begleitung Erwachsener kostenlos in die Vorstellungen, sie schmeichelten sich mit den reichen Berlinern hinein). Wasserminna lebte nach ihrer Zirkuskarriere bei Paula Busch und ihrer Lebensgefährtin, stand der Direktorin zur Seite, als Speer für sein "Germania" den Zirkus abreißen ließ und gestaltete die Evakuierung des Zirkus im zweiten Weltkrieg mit, ebenso wie die Rückkehr ins zerstörte Berlin. 

Auf einem Flohmarkt fiel mir damals die Schallplatte "Grete Weiser liest Wasserminna" in die Hand, ich erwarb sie und einen Plattenspieler dazu - die Stimme der grande Dame, Paula Buschs Berliner Dialekt und die Lebhaftigkeit ihrer Sprache bevölkern seitdem mein Zimmer. Letzte Woche landete eine Bücherkiste aus dem Oderbruch in meinem Laden. Mein Herz hüpfte, als ich unter ein paar alten Spiegel-Ausgaben das leicht hin gezeichnete Mädchen mit dem gestreiften Pullover auf einem vergilbten Buchdeckel entdeckte. Das war doch - jawoll - die „Wasserminna“, eine 50er Jahre-Ausgabe des Verlages Das Neue Berlin! Der Schutzumschlag etwas ausgefranst, ein Mädchen steht vor einem Zirkus, das Schriftband der Kuppel zeigt den Namen der Autorin und auf zweihundert muffigen Seiten breitet sich Minnas abenteuerliches Leben aus, welches den Weg zu mir in den Wedding zurückgefunden hat. Minna Schulze wurde 1959 im Mausoleum der Familie Busch auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof II beigesetzt, gleich gegenüber von "meinem" Haus.

Aus dem Kapitel - Von de Bären anjeknabbert

"Oh, mein armer vamanschter Arm! Zuerst kracht ma der Wasserstrahl, wat uffjebrochene Schleusen vorstellen soll, in't Kreuz, det ick hochjehob'n wer' un beinah aus de Bahn beim Rutschen rausfliej'n tu un nich mehr weeß, wie'ck unten lande. Noch janz dußlich vasuch ick uff's Häuschen ruffzukrabbeln, da packt ma 'n Bär an de Schulter, reißt ma de Klamotten vom Leib un umklammert nu meen Been un jnauscht dran rum mit Schnauze, wo der Maulkorb vaschoben is... Wie'ck endlich von de Bären losjekomm'n bin, weeß ick wirklich nich mehr... Mein bildscheener Schenkel war jut bearbeit't un'ck mußt zum Arzt."


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