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piqer für: Fundstücke Klima und Wandel
Mein umweltpolitisches Erweckungserlebnis war der Reaktorunfall von Tschernobyl. Einige Jahre später studierte ich Umweltwissenschaften, natürlich um die Welt zu retten. Weil ich in einem Superwoman-Kostüm dämlich aussehe, nutze ich nun vorwiegend eine Tastatur. Meistens schreibe ich damit über ressourcensparende und energieeffiziente Technologien, die Energiewende, Umwelt- und Klimaschutz sowie alle Facetten des nachhaltigen Wirtschaftens.
Der Ausbau und die Flexibilisierung der Stromnetze kostet Geld, von dem bislang unklar ist, wo es herkommen soll.
Viele Netzbetreiber lösen diese Frage laut einer Auswertung des "Tagesspiegel Background Energie & Klima" augenscheinlich so: Sie heben die Grundgebühren ihrer Stromtarife an.
Die Grundkosten für einen Stromanschluss sind laut dieses Tagesspiegel-Berichts von 2013 bis zu den bereits veröffentlichten Tarifen für 2018 um 67,6 Prozent gestiegen. Sie wurden im Schnitt von 36,10 Euro auf 60,50 angehoben.
Die Arbeitskosten sind dagegen im gleichen Zeitraum nur um 1,9 Prozent gestiegen, von 5,2 auf 5,3 Cent pro Kilowattstunde. Gerade für das Jahr 2018 ist noch einmal ein deutlicher Schub zu beobachten. Die Grundgebühren springen Anfang kommenden Jahres von im Schnitt 47,40 Euro pro Anschluss auf 60,50 Euro. Überschlägig geht es bei der Erhöhung der Grundgebühr innerhalb von fünf Jahren bei deutlich über 40 Millionen Anschlüssen um einen Betrag in der Größenordnung von einer Milliarde Euro pro Jahr.
Netzbetreiber dürfen die Höhe der Grundgebühr selbst bestimmen, solange das Verhältnis zum Arbeitspreis vernünftig bleibt. Dies sei im Moment noch der Fall, heißt es von Seiten der zuständigen Aufsichtsbehörde, der Bundesnetzagentur.
Verbraucherschützer und Analysten schlagen dennoch Alarm, weil der drastische Anstieg der Grundgebühr nun ausgerechnet das schwächste Glied in der Kette über die Maße belastet: kleine und sparsame Haushalte. Andreas Jahn vom Think-Tank Regulatory Assistance Project sagt:
„Das ist eine erhebliche soziale Umverteilung durch die Hintertür. Ärmere Haushalte, die meist wenig Strom verbrauchen, müssen mehr Netzgebühren zahlen, während größere Stromverbraucher, meist reichere Haushalte, profitieren. Ich frage mich, ob der Politik diese Entwicklung derzeit überhaupt bewusst ist.“