Die Stromverteilung hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren radikal verändert. Durch den gestiegenen Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien müssen Netzbetreiber permanent miteinander in Kontakt stehen und etwaige Leistungsschwankungen im Netz ausgleichen. Sie tauschen also jede Menge Daten aus. Das wird in Zukunft zunehmen: Intelligente Stromnetze, die automatisch Erzeugung, Speicherung und Verbrauch von Energie aufeinander abstimmen, sollen eine zentrale Rolle bei der deutschen Energiewende spielen. Auf diese Weise ließe sich teurer Netzausbau weitgehend vermeiden, so die Hoffnung von vielen Experten.

Jeder dieser Datenaustausche, jede elektronische Messstation, jeder Smart Meter ist allerdings ein potenzielles Einfalltor für Hacker. Das ist keine Zukunftsmusik, sondern Realität. Hackerangriffe auf Raffinerien, Verteilungsnetze und Atomkraftwerke sind bereits zuhauf nachgewiesen. Deutsche Stadtwerke verzeichnen zum Teil täglich Angriffe auf ihre Sicherheitsarchitektur, teilweise harmlos, andere ernstzunehmend.

In diesem lesenswerten Text im SZ Magazin spüren die beiden Autoren einem besonders beunruhigenden Fall von Ende 2016 nach, als Hacker das ukrainische Energienetz über Stunden lahmlegten. Das Vorgehen war extrem professionell, perfekt geplant und ausgeführt mit einer extra zu diesem Zweck erstellten Software. Vermutlich von einer Regierung entwickelt, die in der Ukraine getestet hat, wie weit sich ein Stromnetz eines anderen Landes manipulieren lässt. Der Vorfall zeigt: sehr weit. Und die Folgen könnten absolut verheerend sein.

„Was würde es aber bedeuten, wenn ein Land in die Stromnetze eines anderen Landes eindringen würde – mit dem Ziel, sie zu sabotieren? Ein erfahrener Mitarbeiter einer Bundesbehörde, die für den Schutz kritischer Infrastruktur verantwortlich ist, zögert lange bevor er eine Antwort gibt. Dann sagt er mit entschlossener Stimme: Das wäre ein feindlicher Angriff. Das wäre Krieg.“