Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
piqer für: Fundstücke Kopf und Körper Wissenschaft und Forschung
Heilpraktikerschein, BSc Komplementärmedizin MSc Gesundheitsförderung. Seit 1990 freie Fachjournalistin Gesundheit/Komplementärmedizin. Halbtagsjob als Wissenschaftsjournalistin für die Carstens-Stiftung. Daneben Bücher und Artikel bei Springer Verlag, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Hirzel, Droemer Knaur, Elisabeth Sandmann, ZS, GU, Gesund Leben.
Ja, man kann auch Netzinhalte piqen zum Sich-Aufregen. Zum Beispiel dieses unsägliche Blablabla von Politikern, die null darauf reagieren, dass es ein massives Problem gibt: Die Zunahme von Übergewicht.
Der Fernsehbeitrag von heute+, zu dem Christian Ruffus recherchiert hat, zeigt: Jeder vierte Deutsche ist nach Daten des Robert-Koch-Instituts stark übergewichtig. Diese Krankheit zieht viele andere nach sich, und immense Folgekosten sowieso, mehr als Tabak- und Alkoholkonsum zusammen. Doch einen Plan gibt es nicht. Besser: den Plan gab es, er wurde 2014 vom gemeinsamen Bundesausschuss jedoch abgelehnt und stattdessen anderen Krankheiten der Vorzug gegeben. Angeblich seien die Versorgungsprogramme für Adipositas nicht ausreichend wissenschaftlich bewiesen. "Wir müssen priorisieren", heißt es, auch im Film. Fettleibigkeit (Adipositas) allerdings hat Prio ganz weit oben für zahlreiche andere Erkrankungen, z. B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Krebserkrankungen. Zum Blablabla: "...müssen uns intensiv mit der Frage auseinander setzen", "...wollen auf den Weg bringen", "müssen Bewusstsein schärfen..." "brauchen kreative Ideen".
Stell dir vor, es gibt die gesunde Welt, bloß kommt man da nicht so leicht hin. Gerade bei chronischen Erkrankungen braucht es Support und ärztliche Begleitung. Das aber fällt bei Adipositas-Patienten, und gerade auch bei denjenigen, die abnehmen wollen, flach. Sie werden von ärztlicher Seite allein gelassen. Eine Petition, um den gemeinsamen Bundesausschuss zu umgehen, lief bis zum 26.6.18. Sie brachte leider nur knapp 7.000 Stimmen.
Noch mal: Adipositas gilt bei der WHO als chronische Erkrankung und nicht als Charakterschwäche, als Zeichen für Faulheit, Dummheit und Disziplinlosigkeit. Und das ist jetzt endlich das Gute an dem Beitrag: Menschen mit Adipositas kommen zu Wort ... und erzählen, wie es sich anfühlt, übergewichtig zu sein. Und wie man da raus kommt. Auf eigene Faust.
Blöde, dass die Petition seit dem Ende des letzten Monats abgelaufen ist. Das sollte schon bekannt sein bevor man darauf verweist, dass man die Petition unterstützen kann.