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Spieltheoretiker Rieck über Putins Krieg gegen die Ukraine

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerFreitag, 11.03.2022

Heute gibt es mal drei piqs in einem. Zwei englische Texte aus Foreign Affairs und ein deutschsprachiges YouTube-Video. Alle drei Empfehlungen kreisen um den Krieg in Osteuropa und in allen werden unterschiedliche Szenarien durchgespielt. Zuerst nun einen Text, in dem es um die knifflige Frage geht, wie wahrscheinlich ein Atomkrieg ist und wie er sich verhindern lassen sollte. Autorin Olga Oliker, die für die International Crisis Group arbeitet, resümiert in "Putin’s Nuclear Bluff":

That means the West must be careful in how it handles the ongoing invasion. Member states should continue to supply Ukraine as it defends itself, but NATO should not institute a “no-fly zone” over Ukraine, which would entail using Western airpower or the threat thereof to stop Russian aircraft from flying in Ukrainian airspace, potentially bringing NATO and Russian forces into direct military combat. They should slow plans to supply equipment such as fighter jets, which could require the use of their own airfields. They should promise to ease old and new sanctions if Russia de-escalates and withdraws its forces.

Dabei sollte man den letzten Satz nicht überlesen: Eine Aussicht auf Lockerungen der Sanktionen könnte Spielräume zum Verhandeln eröffnen. Auch in meiner dritten Empfehlung unten, also dem Interview mit Christian Rieck, wird auf diesen Punkt besonders eingegangen. Und so gesehen waren auch die heftigen Sanktionen richtig. Der Westen verfügt nämlich nun über eine riesige Verhandlungsmasse.

Zweitens eine Empfehlung meines Bürokollegen ("der beste Text über den Krieg"), auf der Internetseite von Foreign Affairs ist er derzeit übrigens der meistgelesene. Die Politologin Liana Fix und der Ukraine-Experte Michael Kimmage gehen in "What if Russia Loses?" der Frage nach, was passiert, wenn Putin verlieren sollte. Sie diskutieren dabei düstere Szenarien: Russland als atomare Chaosmacht, die gerade aufgrund ihrer zunehmenden Schwäche extrem gefährlich werden könnte.

No less worrisome is the prospect of a weakened and humiliated Russia, harboring revanchist impulses akin to those that festered in Germany after World War I. If Putin maintains his grip on power, Russia will become a pariah state, a rogue superpower with a chastened conventional military but with its nuclear arsenal intact. The guilt and stain of the Ukraine war will stay with Russian politics for decades; rare is the country that profits from a lost war.

Und sie schreiben:

Nobody inside or outside Russia should want Putin to win his war in Ukraine. It is better that he lose. Yet a Russian defeat would offer little cause for celebration. Were Russia to cease its invasion, the violence already inflicted on Ukraine would be a trauma that will last for generations; and Russia will not cease its invasion any time soon. The United States and Europe should focus on exploiting Putin’s mistakes, not just by shoring up the transatlantic alliance and encouraging Europeans to act on their long-articulated desire for strategic sovereignty but also by impressing on China the twinned lessons of Russia’s failure: challenging international norms, such as the sovereignty of states, comes with real costs, and military adventurism weakens the countries that indulge in it.

Trotzdem will ich hier nun ein deutschsprachiges Interview mit Christian Rieck empfehlen, der zwar kein Politik-Experte ist, geschweige denn ein Osteuropa-Kenner. Vielmehr ist er Professor für Finance und Wirtschaftstheorie an der Frankfurt University of Applied Sciences. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Spieltheorie. Ich habe einige Erkenntnisse aus diesem nüchternen, anregenden Gespräch mitgenommen. Selbstverständlich geht es nicht darum, ob man inhaltlich alles teilt, aber seine analytischen Handreichungen helfen doch, die Situation, die Kalkulationen, die Prozesse und die Akteure besser zu verstehen. Aufschlussreich ist etwa, warum irrationale Handlungen auf sehr rationalen Erwägungen beruhen können. So etwas klingt paradox, kann aber zielführend sein. Wichtig ist ihm auch, zumindest eine minimale gemeinsame Basis mit Russland zu erhalten und den Konflikt nicht noch weiter eskalieren zu lassen.
Spieltheoretiker Rieck über Putins Krieg gegen die Ukraine

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Kommentare 2
  1. Eric Bonse
    Eric Bonse · vor 2 Jahren

    Wichtiger Beitrag, danke dafür! Die Sanktionen können in der Tat eine Verhandlungsmasse sein. Doch bisher sieht es nicht so aus, als wolle der Westen tatsächlich mit Russland verhandeln. Man schickt die Türkei, Israel oder gar China vor, um eine Vermittlung auszuloten, dreht gleichzeitig aber weiter an der Sanktionsschraube - womöglich zu weit. Auch ein Wirtschaftskrieg kann in einen "echten" Krieg münden...

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor 2 Jahren

      Der Westen hat nichts anderes getan als zu verhandeln. und Sanktionen gehören zum Verhandeln dazu, was ja der Text oben auch sagt.

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