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Putin – doch nicht so kalt

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlDienstag, 01.03.2022

Wie tickt Wladimir Putin? Diese Frage steht angesichts seiner Invasion in der Ukraine im Raum und Kurt Kister hat in der SZ analysiert, was Putins Worte über sein Denken verraten. Der Einmarsch in die Ukraine hat natürlich auch geostrategische Hintergründe, doch Putin hat in seiner Einmarschrede offenbart, dass es ihm um einen überzeitlichen Gedanken vom russischen Imperium geht, an den er tatsächlich fest zu glauben scheint. Das mag aus naiv-westlicher Sicht aus der Zeit gefallen zu sein, hat aber, wie sich zeigt, sehr reale und brutale Konsequenzen:

"Russland" ist geografisch für Putin mindestens das, was heute die drei Staaten Russland, Belarus und Ukraine sind. Über die Geografie hinaus hält Putin "Russland" für ein höheres Wesen, für ein sehr großes Gefühl, etwas Ewiges

Allerdings verwahrt Kister sich dagegen, Putin nun in guter Boulevard-Manier als "Irren von Moskau" zu sehen und darzustellen, unter anderem angesichts der deutschen Geschichte:

In Deutschland ist der handlungsleitende Obskurantismus heute glücklicherweise nicht mehr so ausgeprägt. Aber man muss nur die jüngere deutsche Geschichte betrachten, um zu dem Schluss zu kommen, dass "wir" bis vor ein paar Jahrzehnten eindeutig zu den Weltmeistern metaphysischer Politik gehörten: Gottgesandte Monarchen des Hauses der Hohenzollern haben durch die deutsche Vereinigung unter Preußens Führung das Erbe Karls des Großen oder Friedrich Barbarossas erfüllt; deutsche Soldaten und Siedler haben Zivilisation und Kultur nach Afrika oder Asien gebracht; stets stand der verlotterte Erbfeind Frankreich bedrohlich im Westen; schließlich überfiel Deutschland dann nahezu alle überfallbaren Länder und brachte Abermillionen Menschen um, damit die kostbare deutsche Rasse Lebensraum und Gerechtigkeit erhalte

Es geht eben nicht ums "irre" sein, sondern darum, dass einer – in alter menschlicher Tradition, die eben nicht ausgestorben ist – daran glaubt, dass es etwas gibt, was größer ist als Menschenrechte oder die Souveränität anderer Staaten. Und dass ihn, genau die für ihn völlig stichhaltigen Konsequenzen dieses Glaubens, gefährlich macht.

Ein Text, der den Einbruch des Metaphysischen in unsere vermeintlich so rationale Welt auf den Punkt bringt und endgültig mit dem Vorurteil von Putin als eiskalt kalkulierendem Meisterstrategen aufräumt.

Putin – doch nicht so kalt
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Kommentare 2
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 2 Jahren

    Für mich war dieser Text sehr erhellend! Dass Putin überall als "irre" bezeichnet wird, ist mir auch sauer aufgestoßen, weil es natürlich eine sehr einfache Erklärung ist (und ihn der Verantwortung enthebt). Dass Putin tatsächlich in diesen Fall an etwas "glaubt", erklärt vieles.

  2. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 2 Jahren

    Metaphysisch, hm ja. Allerdings gilt derartiges in ach so rational gedachter internationaler Diplomatie sehr wohl als irre, zumindest irrational. und man könnte die Vorstellung von universellen Menschenrechten auch als metaphysisch betrachten.

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