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Fundstücke

Putin, die Ukraine und die Eitelkeit des Westens

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlMontag, 21.02.2022

Eine der klügsten Analyse zu Russland und der Ukraine, die ich bislang gelesen habe, hat der Ökonom Adam Tooze im Januar veröffentlicht. Er blickt genau auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge, was sonst in der Berichterstattung leider öfter zu kurz kommt.

Vor allem das Kalkül Russland beleuchtet er: Die gigantischen ausländischen Währungsreserven, die das Land hält, würden es gegen Sanktionen absichern, das sei einer der wichtigen Unterschiede zu Iran oder anderen Petrostaaten, mit denen der Westen letztendlich machen könne, was er wolle:

It is too big a part of global energy markets to permit Iran-style sanctions against Russian energy sales. Russia accounts for about 40 percent of Europe’s gas imports. Comprehensive sanctions would be too destabilizing to global energy markets and that would blow back on the United States in a significant way. China could not standby and allow it to happen. Furthermore, Moscow, unlike some major oil and gas exporters, has proven capable of accumulating a substantial share of the fossil fuel proceeds. Since the struggles of the early 2000s, the Kremlin has asserted its control. In the alliance with the oligarchs it calls the shots and has brokered a deal that provides strategic resources for the state and stability and an acceptable standard of living for the bulk of the population. According to the WID-er data after the giant surge in inequality in the 1990s, Russia’s social structure has broadly stabilized.

Es sei "eitel" vom Westen gewesen, sich zu empören, dass Russland sich immer öfter für hard power – Militär und Gas – entschieden habe. Welche Machtmittel international akzeptabel sind, wolle der Westen schließlich selbst bestimmen. Wenn Tooze vom "Westen" schreibt, meint er die USA. Europa wird von Putin und seinen Paladinen nicht als satisfaktionsfähiger Verhandlungspartner angesehen. Dieses Großmachtdenken lässt einen daran zweifeln, ob die Verhandlungsbemühungen Emanuel Marcrons – seinerseits im Glauben, eine grand nation zu vertreten – überhaupt ein Ergebnis zeitigen können.

Entscheidend ist Tooze zufolge aber auch die ökonomisch desaströse Lage der Ukraine. Das unterscheide das Land von den Nachwende-Erfolgsgeschichten in Polen und dem Baltikum, wo Stabilität und – teils bescheidener – Wohlstand Einzug gehalten haben:

What makes Ukraine into the object of Russian power is not just it geography, but the division of its politics, the factional quality of its elite and its economic failure

Tooze sagt: Russland ist stabil trotz seiner Oligarchen, die Ukraine fragil wegen ihrer Oligarchen. All das mache es russischen Nationalisten leicht, der Ukraine abzusprechen, überhaupt ein Staat zu sein. Auch Selenskys Zusammenspiel mit den ukrainischen Nationalisten auf der anderen Seite, analysiert Tooze – man lernt hier einfach viel.

Tooze schreibt, beide Seiten müssten nun Zugeständnisse machen und empfiehlt am Ende noch einige interessante Texte, die mögliche Lösungen des Konflikts aufzeigen. Er glaubt, der Westen solle mit Russland verhandeln, in die Ukraine einmarschieren wolle Putin eigentlich gar nicht. Hoffentlich hat er recht – und es ist noch nicht zu spät.

Putin, die Ukraine und die Eitelkeit des Westens

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Kommentare 4
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 2 Jahren

    Der Text ist vom 21. Februar. Das sagt leider alles.

  2. Anke Giesen
    Anke Giesen · vor 2 Jahren

    Herr Tooze übersieht als Materialist - wie so viele dem traditionellen linken Denken verhaftete Menschen - den Einfluss der Psychologie, die Macht der Kränkung, und die Angst vor den dem Modernisierungsprozess notwendigen Anpssungen der Indentität.

  3. Günther Ahlers
    Günther Ahlers · vor 2 Jahren

    Ich weiss nicht woher diese aufgestellten Behauptungen kommen, für mich ist es einfach nur Geschwafel ohne Hintergrund. Wenn Behauptungen bewiesen werden können, dann kann es ins Netz gestellt werden, vor allem für unsere Damen und Herren von der Politik, denn wenn sie das alles wissen würden, ist es für mich nicht klar warum so lange mit Sanktionen gewartet wir, dann müsste alles bereits schon gemacht sein.

  4. Burkhard Geis
    Burkhard Geis · vor 2 Jahren

    Es ist mir unverständlich, wie es so ein Text angesichts der Lage unter die besten der Woche geschafft hat und alles durch die linke Brille von Herrn Tooze.

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