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Ein schmaler Grat: Recht und Unrecht in Mexiko
Ein Reportagen-Radar
Wir sind eine Gruppe junger Journalist:innen und verfolgen Woche für Woche, was in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften an Reportagen erscheint. Ob große Geschichten im "Spiegel" oder der "Zeit" oder kleinere (aber trotzdem großartige) in Magazinen, die man sonst eher nicht auf dem Schirm hat. Die Besten wählen wir für euch aus. Die Geschichten, die man gelesen haben muss.
Im mexikanischen Städtchen Xaltianguis wüteten die Drogenkartelle. Sie bedrohten, entführten und mordeten. Polizei und Justiz ließen die Gemeinde im Stich. Vielleicht waren sie nicht in der Lage zu helfen. Oder sie wollten es nicht: Die Kokain-Dollars der Drogenhändler wandern auch in die Taschen der Staatsdiener.
Also nahmen die Menschen von Xaltianguis das Gesetz selbst in die Hand. Sie vertrieben die Gangster und sorgen seitdem selbst für Gerechtigkeit. Aus Lehrern und Ingenieuren wurden Polizisten und Richter. Der Staat erlaubt diese Selbstverwaltung, weil sie für Ruhe sorgt. Bald ist Xaltianguis sicherer als die Nachbargemeinden.
So beschreibt Jan-Christoph Wiechmann zunächst, wie gut das System funktioniert. Scheinbar. Dann wachsen seine Zweifel. Der Wille war gut, aber sind es noch die Mittel? Die Bewohner gehen Deals mit korrupten Polizisten ein. Oder den Kartellen, unter denen sie einst litten. Und sie schwingen sich zum Herren über das Leben auf. Und über den Tod. Álvaro, der neue oberste Richter des Dorfes, formuliert es so: „Gewaltenteilung ist Luxus, wenn dein Volk ermordet wird.“
Wiechmanns Text lohnt sich, weil er zeigt, dass nichts einfach ist in Mexiko, nichts eindeutig. Er gibt Einblick in ein Land, in dem sich Gut und Böse scheinbar nur in ihren Absichten unterscheiden. Die Methoden sind oft die gleichen. Wiechmann beschreibt das alles, ohne zu urteilen. Das bleibt dem Leser überlassen.
Quelle: Jan-Christoph Wiechmann stern.de
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