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Die englische Virus-Variante ist alarmierend

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerSonntag, 03.01.2021

Problem von Corona ist nicht, wie tödlich es ist, sondern wie infektiös. Deswegen ist und war es auch nie "wie die Grippe". Die Indizien mehren sich, dass sich die Übertragungsrate des Virus mit der Mutation B117 noch einmal deutlich erhöht hat. Wie hoch, ist noch nicht klar – aber das was bekannt ist, sollte Entscheidungsträger in höchste Alarmbereitschaft versetzen. Denn sie hat das Potenzial, die Pandemie schlimmer zu machen: viel mehr Infizierte, damit viel mehr schwer Kranke (über alle Altersgruppen verteilt) und mehr Tote in kurzer Zeit.

Silke Jäger hat in diesem Text den Erkenntnisstand zusammengefasst, so dass ihn jeder verstehen kann.

Konkret macht es Adam Kucharski, Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Er ist spezialisiert auf mathematische Analysen und Epidemien und hat sich angeschaut, wie sich eine 50 Prozent tödlichere Virus-Variante von einer 50 Prozent ansteckenderen Variante unterscheidet. Angenommen, ein Virus hätte eine Reproduktionsrate von 1,1 (Ansteckungen pro Infiziertem) und tötete 0,8 Prozent der Infizierten, dann müsste man bei 10.000 aktiven Infizierten mit 129 Toten in einem Monat rechnen. Das ist die Ausgangslage. Wenn nun das Virus 50 Prozent tödlicher wäre, stiege die Zahl der Toten auf 193 in einem Monat. Das ist ein linearer Anstieg. Im Gegensatz dazu würde bei einer 50 Prozent ansteckenderen Variante die Zahl der Toten auf 978 steigen. Das ist ein exponentieller Anstieg.

Eine beschleunigte Ausbreitung verschärft alle bestehenden Probleme – selbst unter den bisherigen Eindämmungsmaßnahmen. Wie sehr, kann man im Moment in Großbritannien beobachten.

Die Krankenhäuser befürchten das Schlimmste für die nächsten Wochen. Darauf einstellen können sie sich leider schon nicht mehr. Denn sie sind bereits durch das Infektionsgeschehen, das vor drei Wochen herrschte, überfordert: Einige melden, dass es nicht mehr genügend Sauerstoff für die Beatmung der Patient:innen gibt und der Mangel an Pflegepersonal so groß ist, dass die Versorgung auf manchen Stationen zusammenbricht. Patient:innen müssen hunderte Kilometer weiter in andere Krankenhäuser transportiert werden.

Wie die Infektionslage in Deutschland aussieht, wissen wir im Moment leider nicht. Denn zum einen sind die beim RKI gemeldeten Zahlen nicht realistisch aufgrund des Melde- und Testverzugs durch die Feiertage. Zum anderen wird in Deutschland kaum sequenziert, so dass wir kaum mit Sicherheit sagen können, wie verbreitet die neue Mutation bei uns ist.

Was bedeutet das nun? Dazu empfehle ich einen Thread des auf Viren spezialisierten Journalisten Kai Kuperschmidt. Er schreibt:

Die Idee war, dass wenn man diese Eindämmungsmaßnahmen gut genug macht, wird die Reproduktionszahl unter 1 gedrückt, so dass jede infizierte Person im Durchschnitt weniger als eine andere Person infiziert. Das bedeutet, dass sich das Virus nicht ausbreitet und es einen gewissen Spielraum gibt, um zum Beispiel Schulen offen zu halten

Dieser Spielraum ist gerade erheblich kleiner geworden. Wenn die Schätzungen in etwa stimmen, ist es wahrscheinlich nicht möglich, die Schulen offen zu halten.

Auch Silke Jäger überlegt, was die Mutation für Deutschland bedeuten muss.

Großbritannien lehrt uns, dass sich die neuen Varianten durch Kontakteinschränkungen nicht unbedingt aufhalten lässt. Darauf muss sich Deutschland vorbereiten. Viele andere Länder …


  •  schließen Grenzen
  • verfügen strengere Quarantänemaßnahmen für Einreisende aus Ländern, in denen die Varianten nachgewiesen wurden
  • passen Testverfahren an und sequenzieren mehr
  • führen Massentests oder regelmäßige repräsentative Stichprobenstudien durch
  • stellen auf digitalen Unterricht um
  • fördern Homeoffice
  • verbessern ihre Schutzkonzepte für Krankenhäuser, Heime und Massenunterkünfte
  • lassen Geschäfte und Restaurants zu und
  • weiten die Maskenpflicht aus.

Wohlgemerkt: Zusätzlich zu den Maßnahmen, die bereits vorher galten, um das Virus einzudämmen.

Der Lichtblick bleibt weiterhin: Es wurden in unter einem Jahr mehrere Impfstoffe entwickelt. Das ist ein wissenschaftlicher Erfolg, den es so noch nie gab. Aber: Die Produktionskapazitäten sind noch klein und die Impfungen mit den vorhandenen Mengen laufen sehr langsam an. Dieser Prozess muss nun dringend beschleunigt werden. Jeder Tag zählt. Bis eine signifikante Menge der Bevölkerung geimpft ist, müssen wir uns alle weiterhin noch mehr an die Maßnahmen halten: Keine Gruppen bilden, Maske tragen, Abstand halten.

Die englische Virus-Variante ist alarmierend

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Kommentare 4
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    Anfang März erklärte uns ein Virologe dass neue übergesprungene Viren nach und nach sich an den neuen Wirt anpassen, dabei infektiöser werden aber meist auch weniger tödlich (=weil der Virus besser überleben bzw. sich verbreiten "will"). genauso scheint es jetzt auch zu passieren. o.g. Artikel zeigt dass dies aber kurzfristig (!) noch mal zu einer Verschlimmerung führt...

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 3 Jahre

      Für "weniger tödlich" gibt es keine Evidenz. Und "kurzfristig" kommt auf die Impfgeschwindigkeit an. Wir hatten im Dezember in D 17.000 Corona-Tote. Wenn die Ausbreitung nicht gestoppt wird, kann das im Januar, Februar März April so weitergehen. Dazu kommen die vielen anderen Kranken, die dann im Krankenhaus nicht ordentlich versorgt werden können.

    2. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor mehr als 3 Jahre

      @Daniela Becker richtig: für "weniger tödlich" der neuen varianten gibt es bisher keine evidenz, auch nicht für's gegenteil. offenbar sind sie aber ansteckender, d.h. führen zu mehr infektionen. also werden sie unweigerlich zu (noch) mehr todesfällen führen. wenn es nicht gelingt, ihre ausbreitung einzudämmen.

  2. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    es lohnt sich, Kai Kupferschmidt (riffreporter) auf twitter zu folgen, handle @kakape. seit gut 9 monaten jetzt, wer ihn nicht bereits "aus der ebola zeit" her kennt.

    sein neuester thread https://twitter.com/ka...
    ...und sogar auf deutsch (DeepL.com) > https://twitter.com/Vi...

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