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Deutschland, das zweitgrößte Einwanderungsland der Welt

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinFreitag, 23.06.2023

"Wir sind kein Einwanderungsland und wir können es auch nicht werden," sagte Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl 1989. Das ist noch keine 35 Jahre her und wirkt dennoch wahnsinnig veraltet. Heute hat nur ein Land auf der Welt in absoluten Zahlen mehr Einwanderer als Deutschland: die USA. 

ZEIT ONLINE hat in dem hier empfohlenen Überblick Daten zu allen Zu- und Wegzügen nach und aus Deutschland seit dem Jahr 1952 ausgewertet. 

Dem statistischen Bundesamt zufolge hat mittlerweile rund ein Viertel der Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass mindestens ein Elternteil bei der Geburt keinen deutschen Pass besaß.

Rund 58 Millionen Zuzüge gab es insgesamt in den vergangenen 70 Jahren, 42 Millionen Migrant:innen verließen Deutschland wieder. Die ZON-Redaktion hat in Grafiken die bisher vier großen Phasen der Zuwanderung seit dem zweiten Weltkrieg dargestellt: 

Phase 1: Ab 1955 holte die Bundesrepublik rund 14 Millionen sogenannte Gastarbeiter ins Land, vor allem aus Italien, der Türkei und Jugoslawien. Elf Millionen gingen wieder zurück.

Phase 2: Nach dem Zerfall des Ostblocks und Jugoslawiens wanderten viele Menschen aus Polen nach Deutschland ein, außerdem die sogenannten Spätaussiedler – Menschen mit deutschen Wurzeln aus Ost- und Mitteleuropa. 774.000 von ihnen kamen allein 1989 und 1990. 

Phase 3: Ab den Nullerjahren nahm die EU zwölf neue Mitgliedsstaaten auf. Allein zwischen 2011 und 2021 kamen rund 6,3 Millionen Menschen aus dem EU-Ausland nach Deutschland. Etwa 1,6 Millionen Menschen kamen im gleichen Zeitraum aus humanitären Gründen, vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. 

Phase 4: Seit Russland 2022 die Ukraine überfiel, erlebt Deutschland den größten Zuzug seit Gründung der Bundesrepublik. Mehr als eine Million Ukrainer:innen kamen 2022 ins Land. 

Außerdem gibt es eine wachsende Migration aus asiatischen Staaten. 

Die größte Gruppe ausländischer Studierender in Deutschland kommt mittlerweile aus China. Und Indien liegt in der Liste der größten Herkunftsländer heute auf Platz fünf.
Die Einwanderer leben nicht gleichmäßig über Deutschland verteilt. 
Die meisten Ausländer leben bis heute im Westen Deutschlands, vor allem in den Städten. In die BRD zogen bis zur Wiedervereinigung weit mehr Migranten als in die DDR, später zogen viele Einwanderer dorthin, wo bereits andere Einwanderer lebten. Hinzu kommt ein wirtschaftlicher Grund: Das Lohnniveau ist im Westen Deutschlands bis heute höher als im Osten. Das machte vor allem westdeutsche Städte für Migranten attraktiv.

Staatsbürger der Türkei leben bis heute vor allem in westdeutschen Städten mit Industrie, in Ostdeutschland leben heute so gut wie keine Menschen mit türkischem Pass. Im Osten leben wiederum deutlich mehr Vietnamesen als im Westen – die Familien der Zehntausenden ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter aus Vietnam. Geflüchtete wiederum dürften ihren Wohnort nicht selbst wählen, sondern werden nach einem politisch ausgehandelten Quotensystem im Land verteilt. Deswegen leben fast überall in Deutschland Syrer:innen. 

Wie geht es weiter mit Deutschland als Einwanderungsland? Das hätte Kohl sich vermutlich nicht im Traum einfallen lassen, aber: 

Kaum jemand bezweifelt heute, dass Deutschland angesichts einer alternden Bevölkerung auf Zuwanderung angewiesen ist. Schätzungen zufolge braucht das Land rund 400.000 Migrantinnen und Migranten jedes Jahr, damit die Zahl der Arbeitskräfte stabil bleibt. Die Frage ist: Werden die Menschen weiter ins Land kommen? Und wird die Politik in der Lage sein, zu steuern, wer kommt?
Global betrachtet, so argumentiert der indisch-amerikanische Politikwissenschaftler Parag Khanna, befinden sich überalterte Länder wie Deutschland längst in einem Wettstreit um junge Arbeitskräfte. Die große Frage der kommenden Jahre wird sein, ob Deutschland attraktiv genug sein wird, um nicht nur Menschen aus Europa, sondern auch aus den jungen Gesellschaften im Mittleren Osten und Nordafrika, aus China und Indien anzuziehen.
Deutschland, das zweitgrößte Einwanderungsland der Welt
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Kommentare 10
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 10 Monaten

    Siehe vielleicht auch:

    https://www.piqd.de/us...

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 11 Monaten

    Da ich nicht hinter die Bezahlschranke ging, schreibe ich nur nach Kenntnis der Vorstellung. Hier wird nicht sauber zwischen Migranten und Flüchtlingen unterschieden.

    Die fast eine Million Ukrainer sind keine Zugezogende, sondern Flüchtlinge.

    Und nach Flüchtlingen gerechnet, sind wir nicht das zweitgrösste, sondern das viertgrösste Aufnahmeland:
    https://www.uno-fluech...

    1. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 11 Monaten

      Danke für den Kommentar. Guter Punkt, aber wenn das Thema ist, wie viele Menschen nach Deutschland kommen und hier dauerhaft leben, ist dann diese Unterscheidung in diesem Kontext entscheidend? Es stimmt, man weiß nicht, wie viele der Geflüchteten dauerhaft bleiben. Diese machen aber auch nicht die Masse der Menschen aus, die in den letzten 70 Jahren nach D gekommen und dauerhaft geblieben sind. Die Zeit bezieht sich bei der Aussage „zweitgrößtes Einwanderungsland“ auf den Migration Report: https://worldmigration...

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 11 Monaten

      @Theresa Bäuerlein Bei den Ukrainern zum Beispiel, die seit Februar/März 2022 kamen und kommen schon: Ihre Zahl steht im Weltflüchtlingsbericht, aber nicht im Migration Report. Gibt es diese Unterscheidung in der ZEIT nicht?

    3. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Methodik und Quellen laut ZEIT:

      Wanderungen: Die jährlichen Daten zu den Wanderungen über die Grenzen Deutschlands nach Herkunfts- und Zielgebieten stammen vom Statistischen Bundesamt (Destatis). Es handelt sich hierbei um Personen sowohl mit deutscher als auch anderer Staatsbürgerschaft. Die Daten wurden von 1950 bis 2022 bereitgestellt. Die Zahlen aus dem Vorjahr sind noch vorläufig. Bis 1990 fließen ausschließlich Daten aus dem früheren Bundesgebiet ein. Wanderungen zwischen der ehemaligen DDR und Deutschland sind nicht berücksichtigt.

      Wanderungen nach Staatsangehörigkeit: Das Statistische Bundesamt hat sie Wanderungen mit dem Ausland von 1962 bis 2022 auch nach Staatsangehörigkeit aufgeschlüsselt bereitgestellt. Für eine bessere Vergleichbarkeit über längere Zeiträume wurden Länder zusammengefasst, wie etwa aus dem ehemaligen Jugoslawien.

      Bundesweiter Ausländeranteil: Die Daten zum Anteil der Einwohner in Deutschland ohne deutsche Staatsbürgerschaft von 1951 bis 1989 sind dem Migrationsbericht 2021 entnommen. Sie basieren auf Zahlen der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes. Jährliche Daten gibt es erst ab 1967. Davor handelt es sich für 1951 und 1961 um Einzelwerte. Von 1990 bis 2021 haben wir auf entsprechende Zahlen der sogenannten Laufenden Raumbeobachtung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zurückgegriffen. Diese haben wir um den Zensus 2011 bereinigt. Da die Zahlen für 2022 noch nicht vorliegen, wurden für dieses Jahr die aktuellen Werte aus der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes herangezogen (Stand: 30. November 2022). Wer neben der deutschen Staatsangehörigkeit noch eine weitere besitzt, wird ausschließlich als deutscher Staatsbürger gezählt.

      Ausländeranteil in den Kreisen: Die Karten zur geografischen Verteilung nach Nationalität in den Stadt- und Landkreisen beziehen sich auf Daten mit Stichtag 31. Dezember 2021. Zwar sind bereits 2022er-Zahlen zu den Ausländern verfügbar, nicht aber entsprechende Einwohnerzahlen, um die Anteile zu berechnen. Daher decken die Karten etwa den Kriegsbeginn in der Ukraine nicht mit ab. Für das Saarland liegen keine Daten nach Kreisen vor, sondern lediglich für das gesamte Bundesland. Weil es jeweils nur eine gemeinsame Ausländerbehörde gibt, wurden außerdem die Stadt und der gleichnamige Landkreis Kassel sowie Cottbus und der Spree-Neiße-Kreis zusammengelegt. Angezeigt werden die Karten nur, wenn mindestens 1.000 Personen mit der entsprechenden Staatsbürgerschaft in Deutschland leben. Für eine vereinfachte Darstellung haben wir vereinzelt Länder zusammengefasst, wie etwa Tschechien und die ehemalige Tschechoslowakei.

      Häufigste Staatsangehörigkeiten in den Kreisen: Die interaktive Karte zeigt die häufigste Staatsangehörigkeit in den Stadt- und Landkreisen außer der Deutschen mit Stichtag 31. Dezember 2022. Im Gegensatz zu den Anteilskarten davor können hier aktuelle Daten gezeigt werden. Die Werte aus dem Jahr 1998 wurden anhand eines einwohnergewichteten Umrechnungsschlüssels des BBSR auf die aktuellen Kreisgrenzen umgerechnet.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      Zum Begriff Flüchtlinge schreibt das BAMF:

      "Der Begriff Flüchtling wird zwar im Alltag vielfach als Synonym für geflüchtete Menschen genutzt, im Verständnis des Asylrechts umfasst er jedoch ausschließlich anerkannte Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention, d.h. Personen, die nach Abschluss eines Asylverfahrens den Flüchtlingsschutz erhalten. Darüber hinaus gibt es allerdings drei weitere Schutzformen, bei deren Vorliegen Asylrecht gewährt werden kann. Als zuständige Behörde für die Umsetzung des Asylrechts unterscheidet das Bundesamt genauer - und zwar folgende Personengruppen:

      Asylsuchende: Personen, die beabsichtigen, einen Asylantrag zu stellen und die noch nicht als Asylantragstellende beim Bundesamt erfasst sind.

      Asylantragstellende: Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die sich im Asylverfahren befinden und deren Verfahren noch nicht entschieden ist.

      Schutzberechtigte sowie Bleibeberechtigte: Personen, die eine Asylberechtigung, einen Flüchtlingsschutz oder subsidiären Schutz erhalten oder aufgrund eines Abschiebungsverbots in Deutschland bleiben dürfen."
      https://www.bamf.de/DE...

      Und weiter:
      "Der Flüchtlingsschutz ist umfangreicher als die Asylberechtigung und greift auch bei der Verfolgung durch nichtstaatliche Akteure ein. Auf Basis der Genfer Flüchtlingskonvention gelten Menschen als Flüchtlinge, die sich aus begründeter Furcht vor Verfolgung von staatlichen oder nichtstaatlichen Akteuren aufgrund ihrer

      Rasse (der Begriff "Rasse" wird in Anlehnung an den Vertragstext der Genfer Flüchtlingskonvention verwendet),
      Nationalität,
      politischen Überzeugung,
      Religion oder
      Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe (als bestimmte soziale Gruppe kann auch eine Gruppe gelten, die sich auf das gemeinsame Merkmal der sexuellen Orientierung gründet)
      außerhalb ihres Herkunftslands, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen, oder als Staatenlose außerhalb des Landes ihres gewöhnlichen Aufenthalts befinden. Diese Kriterien gelten auch, wenn sie den Schutz ihres Herkunftslands nicht in Anspruch nehmen können oder aufgrund der begründeten Furcht nicht in Anspruch nehmen wollen."

      https://www.bamf.de/DE...

      Aber wenn ich das richtig verstehe ist der Flüchtlingsstatus immer an die Anerkennung gebunden.

      Die Gefahr aus der Vermischung der Begriffe ist m.E., wenn zu viele eigentlich unberechtigte Migranten versuchen, über Asyl eine Anerkennung mit Aufenthaltsstatus zu bekommen, wird das Asylverfahren in der Masse nicht mehr beherrschbar, das Asylrecht tendenziell mißbraucht und lahm gelegt.

    5. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Jetzt habe ich den Zeit-Beitrag gelesen. Für den Hausgebrauch geht er, aber es gab schon bessere Artikel zum Thema.

      Ein großer Widerspruch ist, dass der heute gebräuchliche Flüchtlingsstatus veraltet ist.

      Hierzu dieser ältere piq:
      https://www.piqd.de/fl...

      Immer noch ist die Klimakatastrophe kein anerkannter Fluchtgrund, da diese noch nicht akut war, als die Genfer Flüchtlingskonvention 1951 verabschiedet worden ist.

      Viele aber haben Angst, die Flüchtlingskonvention noch einmal insgesamt zur Diskussion zu stellen, weil sie eher Verschlechterungen als Verbesserungen erwarten.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Letztendlich ist ja die Unfähigkeit von Ländern auf dramatische Wetterereignisse und Naturkatastrophen zu reagieren auch eine Form der Armut und Unterentwicklung. Das Ziel kann doch nicht sein, eine klimabedingte Zunahme durch Asyl zu lösen. Es würde auch nicht funktionieren.

    7. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Diese Position widerlegt oder schwächt zumindest Kira Vinke (siehe Link zu meinem piq).

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Ehrlich gesagt finde ich das eine ziemlich abgehobene Diskussion. Wenn es armen Länder wie Bangladesh nicht gelingt sich zu entwickeln, wird ihnen kein Asylrecht, keine Ausgleichszahlungen etc. helfen. Das Geld würde genauso versickern wie die Entwicklungshilfe. Diese Reduktion des Entwicklungsproblems auf Klimafolgen ist im Grunde kontraproduktiv.

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