Zwei Dinge sollte man wissen, bevor man über Ideen und Lösungen für die aktuelle Situation in Frankreich nachdenkt. Erstens, die Gelbwesten-Revolte wurde an den rechteren Rändern der Gesellschaft in Gang gebracht und wuchs erst dann zu einer größeren, gesamtgesellschaftlichen Bewegung. Zweitens, sollte man wissen, dass einige Rechtsausleger, die sich früh zu Sprechern der Gelbwesten-Bewegung aufschwangen, jedoch weder die Bewegung repräsentierten noch für sie repräsentativ waren – dass also diese Rechtsausleger zur Stimme der Bewegung gemacht wurden: durch die Medien. So haben die Medien, teils wider besseren Wissens, Leute aus dem rechten Lager als Sprecher der Bewegung präsentiert und somit auch – manchen Interessenlagen der Regierung entsprechend – die Grundlage dafür gelegt, die Bewegung zu diskreditieren, nach dem Motto: "die Rechten haben die Bewegung unterwandert".

Jerome Roos weiß all das – bzw. hat es in Erfahrung gebracht – und legt es auch in seinem lesenswerten Artikel auf ROAR dar. Mehr noch, er entwickelt auf dieser Basis ein paar Ideen und Lösungsvorschläge für die weitere Entwicklung. Roos verweist auf das Potenzial, das zahlreiche jüngere soziale Bewegungen für die aktuelle Lage haben, darunter Nuit Debout und #NousToutes. So gib es eine Art Humus, aus dem heraus mehr aus der aktuellen Lage entstehen könnte. Ein Mehr, das über die bisherigen sozialen Bewegungen hinausgehen könnte: größer, umfassender, nachhaltiger. Roos zeigt aber auch, worauf die Gelbwesten-Bewegung achten muss: statt auf vermeintliche Reinheit zu pochen (apropos "wir sind frei von rechten Elementen"), sollte man die Heterogenität anerkennen und mit Nachdruck dafür sorgen, dass die rechten Strömungen keinesfalls hegemonial werden – auch dafür wäre besagter Humus von Bedeutung. So könnte im Zeichen einer gesamtgesellschaftlich geteilten Ablehnung der durch Macron beflügelten Neoliberalisierung ein Neuanfang in Frankreich gelingen.