Die einen verharmlosen die Probleme mit Flüchtlingen, andere übertreiben sie. Der ehrenamtliche Deutschlehrer Jaime Beck trifft die Mitte.

Es begann mit einem Missverständnis: Im September 2015 will Beck einen Laptop an eine Flüchtlingsunterkunft in Berlin spenden. Er bleibt, um sich den Deutschunterricht anzusehen und kommt mit den Flüchtlingen ins Gespräch. Beck wird ihr Sprachlehrer - und nicht nur das. Er schafft es, sie zu motivieren. Das gelingt ihm mit einer Mischung aus Entertainment und klaren Forderungen. Er bringt sie zum Lachen, hält aber auch mal eine wütende Ansprache. "Ihr kommt zu spät, macht nur an euren Handys rum und müllt alles voll. Ständig redet ihr von Respekt, aber selbst habt ihr null Respekt. Was denkt ihr eigentlich, wer ihr seid?" Die Flüchtlinge applaudieren seiner Ehrlichkeit.

Beck besorgt Freikarten für klassische Konzerte und lädt die Syrer und Iraker ein. Auf dem Weg dorthin fährt er absichtlich an einem Hotel für Homosexuelle vorbei. Als ein Flüchtling sagt, das sei "haram", im Islam also nicht erlaubt, antwortet Beck: „Du bist für Freiheit gekommen. Und das ist unsere Freiheit."

Beck weiß, wie schwierig es ist, Deutsch zu lernen und Arbeit zu finden. Er ist gebürtiger Kolumbianer und kam als 14-Jähriger nach Deutschland. Beck schmiss mehrere Ausbildungen, mit Fleiß schaffte er es trotzdem bis zur Leitung eines Luxushotels.

"Resonanz", schreibt die Autorin Verena Friedrike Hasel, "nennt man in der Physik die Fähigkeit eines Systems, mit einem anderen Körper mitzuschwingen. Beck hat Resonanz." Diese Resonanz erwartet Beck auch von den Flüchtlingen. Und er bekommt sie.