Es war die Buch-Sensation im England des Jahres 1719, die bis heute in alle Weltsprachen übersetzt ist. Es war ein Erfolg für die Masse, aber immer wieder wurde der Roman von Denkern interpretiert. Karl Marx schätzte die Geschichte des Schiffbrüchigen, der auf einer Karibikinsel strandet, erst alleine lebt und schließlich einen Fremden trifft.

Am Anfang waren Erlebnisse des Seefahrers Alexander Selkirks, der vier Jahre auf einer einsamen Insel verbringen musste. Sie wären ohne den Roman von Daniel Defoe (1660-1731) längst vergessen.

Robinson Crusoe wandelte sich zum Mythos, der immer wieder interpretiert wird für Filme, Romane und Video-Spiele. Einen Überblick der literarischen Versionen gibt es hier.

Immer stand im Zentrum: Die Begegnung mit Fremden, mit den Anderen.

Eine auch noch heute aufregende Version schrieb Michel Tournier (1924-2016) mit "Freitag oder Im Schoß der Pazifik", in dem er auch den Kolonialismus gestaltet und mehr. Hier eine 1968 in DIE ZEIT erschienene Rezension. François Bondy Fazit:

Als ich Michel Tournier ... gratulierte, sagte er mir: "Robinsons Einsamkeit ist auch ein Bild des modernen Massenmenschen." Dieser Gedanke hat mich fasziniert, und wenngleich ich ihn auch beim zweiten Lesen des Romans – in einer vorzüglichen Übersetzung, zu der die Vertrautheit Tourniers mit der deutschen Sprache beigetragen haben mag – nicht ganz verstehe, erwähne ich ihn als Beweis, daß es keine einfache oder restlose Deutung dieses "Freitag" geben kann. Der Bruch mit den Ordnungen und rationalen Zwängen des Abendlands, die Zuwendung zu einem "anderen Leben" finden zwar hier ein Bild, aber dieses Buch ist kein "Programm". Es ist komplex und auch verschmitzt – kein Traktat in Romanform, sondern ein gedankenreicher Roman.

Daniel Defoe, der das erste komplexe Crusoe-Buch verfasste, führte ein bewegtes Leben und seine Erfahrungen als und mit Flüchtlingen tauchten schon bei Piqd auf: hier oder hier.

Ach, den Roman gibt es im Original, digital und in neuer Übersetzung.