Die Schauspielerin Asia Argento, die Harvey Weinstein 2014 als eine der ersten Frauen überhaupt der Vergewaltigung bezichtigt hat, soll sich "des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben". Das berichtete die New York Times, ich habe in der Zeit davon gelesen.

... die damals 37-Jährige habe sich an dem 20 Jahre jüngeren, also noch nicht mündigen Jimmy Bennett vergangen, einem ehemals bekannten Kinderstar, mit dem sie selbst einst vor der Kamera stand. Sie bestreitet die Tat ...

Dann geht es noch um eine Summe von 380.000 Dollar, die Argento Bennett gegeben haben soll, und darum, dass sie ihn schon viel länger und nicht erst als 17-jährigen-fast-Erwachsenen kennt, sondern schon als Siebenjährigen: In dem Film "Das Herz ist eine hinterlistige Person" von 2004 spielte Argento die Mutter, Bennett den Sohn.

Da lachen sich natürlich all diejenigen ins Fäustchen, denen #metoo von Anfang an nicht geschmeckt hat, die Harvey Weinstein und all die anderen, die der sexualisierten Gewalt beschuldigt wurden, als Opfer einer Hexenjagd gesehen haben. 

Klammer auf:

Ungünstig am eh total ungünstigen Begriff der Hexenjagd in diesem Zusammenhang fand ich immer, dass diesmal die Hexen wohl eher die Jagenden waren und nicht die Opfer der Jagd.

Klammer zu.

Zwei Punkte gefallen mir an dem gepigten Text von Jens Jessen. Erstens:

Es ergibt sich keine Schuldminderung für Weinstein und nicht einmal eine verminderte Glaubwürdigkeit der Schauspielerin aus dem Umstand, dass ihr Gewissen vielleicht nicht blütenrein war.

Und zweitens:

Vielleicht liegt in diesen Krokodilstränen, die von interessierter (vorwiegend männlicher) Seite um sein [Bennetts, BS] bitteres Schicksal geweint werden, die eigentliche Heuchelei, zumindest eine strategisch eingesetzte Weltfremdheit, die so tut, als wären junge Männer auf ähnliche Weise wehrlos wie junge Frauen – als ließe sich auf diese Weise eine Geschlechtersymmetrie herstellen, die das Schuldkonto ausgleicht, von dem die #MeToo-Debatte eine Ahnung gegeben hat.