Ungarn vor der Parlamentswahl am 8. April: Eigentlich führt in allen Umfragen Orbáns Partei Fidesz, ihr Sieg scheint unabwendbar. Doch in Hódmezövásárhely, einer südungarischen Kleinstadt, gewann am Sonntag überraschend Péter Márki-Zay, der gemeinsame Kandidat der Opposition, die lokale Bürgermeisterwahl. Nun überschlagen sich regierungskritische ungarische Medien mit Superlativen: "Historische Niederlage für Fidesz", "Orbán kann besiegt werden", "Es gibt eine andere Wahl", so die Schlagzeilen. Denn in Hódmezövásárhely regierte seit zwei Jahrzehnten Fidesz, die Stadt galt als uneinnehmbare Hochburg der Orbán-Partei. Sie ist zudem Heimatort von Orbáns mächtigem Kanzleiminister János Lázár. Aber im Land herrscht "Wechselstimmung" – eine relative Mehrheit der Ungarn wünscht sich, laut Umfragen, mehr Rechtsstaat und Transparenz, eine Ende von Korruption und Willkür. Für letzteres stand auch Hódmezövásárhely: Die Stadt steht im Mittelpunkt einer Betrugsaffäre von Orbáns Schwiegersohn um EU-Fördergelder; zudem ist Orbáns Kanzleiminister Lázár vor Ort immer wieder mit armenfeindlichen Sprüchen aufgefallen ("Jeder ist genauso viel wert, wie er besitzt."). Die Wahl in Hódmezövásárhely war auch eine Testwahl vor der Parlamentswahl: Zum ersten Mal hatten alle Oppositionsparteien – von den linken Sozialisten bis zur Rechtsaußenpartei Jobbik – einen gemeinsamen Kandidaten unterstützt. Nur so bestand eine reale Chance, Fidesz von der Macht abzulösen. U. a. wegen der Beteiligung der ehemals rechtsextremen Partei Jobbik war und ist die Strategie umstritten, wobei ausgerechnet Intellektuelle wie die Philosophin und Holocaust-Überlebende Ágnes Heller für ein gemeinsames Vorgehen der Opposition gegen Fidesz eintreten. Doch wer ist der Mann, der Orbáns Fidesz in Hódmezövásárhely die "historische Niederlage" beigebracht hat und nun Bürgermeister wird? Mein Kollege Jan Puhl vom SPIEGEL hat ihn vor der Wahl besucht.

Seine Reportage kann auf Blendle kostenpflichtig gelesen werden.