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Volk und Wirtschaft

Israel oder wie ein Volk die Wüste zum Blühen bringt

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlDonnerstag, 30.03.2023

Menschen bewohnen schon seit Urzeiten eigentlich lebensfeindliche Regionen und haben dabei gelernt, widrigen Umständen zu begegnen. Ein positives Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist Israel:

Mit Trockenheit, Hitze und Wasserknappheit beschäftigen sich die Israeli seit der Staatsgründung, aus purer Not. Urbarmachen ist eine israelische Spezialität. Vor drei, vier Jahrzehnten war oft zu hören, die Juden hätten «die Wüste zum Blühen» gebracht. Das stimmt, allerdings nur teilweise.
60 Prozent des israelischen Territoriums sind Wüsten, der Rest ist arid, vor allem im Sommer. Für die Gründerväter war das kein Übel, sondern eine nationale Herausforderung. Sämtliche Wasservorräte wurden 1959 verstaatlicht, verwaltet werden sie von der Gesellschaft Mekorot.

Das Land scheint mir ein positives Beispiel zu sein, wie eine moderne Volkswirtschaft es schaffen kann, mit extremen klimatischen Bedingungen fertig zu werden und dabei auch noch seinen Nachbarn zu helfen.

Bereits 1964 wurde der große "National Water Carrier" in Betrieb genommen und seither ausgebaut und erweitert. Das Wasser wird dabei vom See Genezareth bis in die Negev-Wüste transportiert. Das 130 km lange System versorgt weite Teile des Landes im Süden mit Trinkwasser aus dem wasserreicheren Norden Israels. Etwa drei Viertel des nutzbaren Wassers befinden sich nämlich nördlich von Tel Aviv. Aber im Süden am Übergang zur Wüste Negev liegen große Flächen, die bei entsprechender Bewässerung landwirtschaftlich genutzt werden können.

Durch die zunehmende Bewässerung in der Landwirtschaft ist der Wasserverbrauch in Israel seit seiner Gründung stark gestiegen während die zur Verfügung stehenden Wasserreserven gering sind und bleiben. Die Hauptregenmenge fällt im Winter, im Sommer zur Hauptbedarfszeit gar nicht. Zudem können die jährlichen Niederschläge erheblich schwanken.

Der Bau des Wassersystems, der den Pegel des Jordans und des Toten Meers sinken ließ, führte damals zu scharfen Auseinandersetzungen mit Jordanien und Syrien. Um dem entgegenzuwirken, wurde Wassersparen zu einer Art israelischem Nationalsport,

die Wissenschafter und Tüftler machten begeistert mit. Die weltweit wohl bekannteste israelische Erfindung ist die Tröpfchenbewässerung. Sie entstand über die Jahrzehnte hinweg in den Kibbuzim, die jede Wasserverschwendung vermeiden mussten. Heute sind die Schläuche mit den kleinen Löchern in ganz Israel verbreitet, gesteuert von Computern, deren Sonden die Bodenfeuchtigkeit messen und feststellen, wo wie viel Wasser und Dünger nötig sind.

Mit der Tröpfchenbewässerung spart man 25 bis 75 Prozent Wasser. Man benötigt in der Regel weniger Dünger und Pestizide. Dazu kommt:

In der Landwirtschaft und in der Industrie wird schon seit Jahren gereinigtes Abwasser verwendet, mehr als in jedem anderen Land. Hitzeresistente, wenig durstige Getreidesorten werden gezüchtet, und sämtliche Toiletten des Landes müssen mit einer Spartaste ausgerüstet sein. 

Die Einsparungen sind insgesamt enorm, aber für sich allein noch nicht ausreichend, um eine verheerender Wasserknappheit zu verhindern. Und so hat das Land die Entsalzungstechnik stark ausgebaut. 

Das Kabinett beschloss 2000, die Entsalzung zu industrialisieren. 2005 entstand in Ashkelon die erste Anlage, heute liefert die Entsalzung mehr als die Hälfte des Wassers und macht Israel zum Wasserexporteur. Jährlich werden knapp 600 Millionen Kubikmeter Meerwasser entsalzt. Israel liefert Wasser an angrenzende Staaten, kleinere Mengen nach Gaza, 50 Millionen Tonnen jährlich oder je nach Bedarf mehr nach Jordanien.

Der Klimawandel macht es nicht einfacher. 

Steigende Temperaturen, Sandstürme und abnehmende Niederschläge machen allen Ländern in der Region zu schaffen, so gut sie sich wappnen, auch Israel. In den Golfstaaten werden die Trinkwasserreserven in 50 Jahren aufgebraucht sein. Im Irak steigen die Temperaturen zweieinhalbmal so schnell wie im Weltdurchschnitt. In Iran, Syrien, Jordanien und im Irak wachsen die Wüsten. 

Aber Israel steht etwas besser da als seine Nachbarn: Desertifikation gibt es hier nicht. Das Land ist für seine geografische Lage außerordentlich grün. Auf Satellitenbildern sieht man einen "grünen Streifen in einem Meer von Sand". Dank der Bemühungen in der Vergangenheit die Wüstenbildung zu stoppen. Was keine Garantie für die Zukunft ist. Die Regierung muss weiter vorausschauend handeln – und setzt auf eine Mischung aus straffer staatlicher Steuerung und Erfindergeist. 

Der Kampf gegen die Desertifikation ist einerseits national orchestriert. Alles, was mit Wasser zu tun hatte und vorher auf zahlreiche Ministerien verteilt war, ist heute zentralisiert. Andererseits existiert heute eine

kreative Startup-Kultur, die jährlich Milliarden an Investitionen aus aller Welt anzieht. Dieses Potenzial macht man sich zunutze. Die Regierung gibt die Richtlinien vor und stimuliert die Forschung mit Initiativen, Vergünstigungen und Krediten. 

Zum Beispiel bastelt ein Projekt an einer Maschine, die das Wasser aus der Luft zieht

und zwar mit 50 Prozent weniger Stromverbrauch als eine Klimaanlage. Dies gelingt, weil die Maschine nicht erst das Luft-Wasser-Gemisch kühlt, sondern Wasser und Luft mittels des Copolymers erst trennt und das Wasser erst danach auf Niederschlagstemperatur bringt. «Das Beste daran», sagt Arad, «ist die Tatsache, dass das Wasser vollkommen rein ist. Es sind weder Viren noch Bakterien drin, sie können gar nicht drin sein.»

Oder man forscht an der optimalen, umweltschonenden Düngung. Also an einem Sensorsystem, das den exakten Nitratgehalt im Boden und so auch den exakten Düngungsbedarf feststellt. Wenn man weiß, wann und wo wie viel gedüngt werden muss, kann man den Nitratverbrauch senken, der Ertrag bleibt derselbe, "der Bauer ist glücklich, die Umwelt sowieso".

Nun muss Israel "nur noch" sein Energiesystem auf erneuerbare Quellen umstellen. 

Gemäß Regierungsprogramm sollte der Anteil erneuerbarer Energien an der landesweiten Stromerzeugung, der 2015 noch 1,9 % betrug, 2030 auf 30 % gesteigert werden. Jedoch wurde auch das für 2020 gesetzte Ziel von 10 % noch immer nicht erreicht. Der Prozentanteil der Erneuerbaren beträgt momentan noch unter 9 %, der Großteil davon entfällt auf Solarenergie.

Nobody is perfect ...


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