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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Shakespeare und kein Ende

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergFreitag, 18.02.2022

Seit Jahrzehnten sind ein Dutzend von Shakespeare-Stücken die meistgespielten auf den Bühnen der Welt, sie werden auch immer wieder verfilmt. Gerade läuft eine neue Macbeth-Variante in einigen Kinos, bevor diese nur noch als Stream gezeigt wird.

Das nimmt Tobi Müller zum Anlass, um zu fragen, ob wir das Hochgebirge der Shakespearschen Dramatik nicht langsam hinter uns lassen:

Das Werk von William Shakespeare ist uns so fern wie noch nie. Kein Wunder: Wir leben am Anfang einer Medien­revolution, die schon jetzt alles in den Schatten stellt seit der Erfindung des modernen Buchdrucks vor bald schon 600 Jahren.

Allerdings sprechen auch drei Dinge gegen diese These des Verfalls: erstens die Theaterpraxis der letzten 400 Jahre, die Shakespeare immer wieder für ihre eigenen politischen Bedürfnisse zugerichtet hat; zweitens aktuelle Statistiken der meist­aufgeführten Autoren im deutsch­sprachigen Theater; drittens eben die finsterhelle Verfilmung von «Macbeth» von Coen mit Denzel Washington und Frances McDormand.

Die Frage ist nicht neu, sie ist ein Schatten, dem Shakespeare nicht nur folgt, sondern diesen bei der Beantwortung immer wieder verändert. Kein geringerer als Goethe schrieb einen Essay dazu: Shakespeare und kein Ende.

Alan Posener vergleicht in Wie Shakespeare auf Deutsch beim Gendern hilft die besten Übersetzungsvarianten des großen Briten, der dadurch viele Sprachen verändert:

Wir schaffen unseren Shakespeare – und damit unser Deutsch – immer wieder neu. Wie Manfred Pfister in seinem einleitenden Bericht „Aus der Übersetzerwerkstatt“ schreibt, hat Frank Günther im Sinne der Verdichtung oft neue Komposita erfunden: „Grannenbart“ etwa oder „Greisenschwatz“; er macht aus Substantiven Verben: „floskeln“ etwa gehört ins Vokabular jedes politischen Kommentators: „Der Kanzler floskelt wieder.“

"Floskeln" gefällt mir ausgesprochen gut und gern verwende ich den Ausdruck.

Wie die Zeit Shakespeare auch vom szenischen Gehalt verändert, zeigt Tobi Müller am Beispiel der Coen-Verfilmung. Die Rolle des Geldes wird in dieser Macbeth-Variante erweitert und verstärkt:

Geld ist ein Paradox: Es hegt die Gewalt ein und verhindert den Tod von Fleance; gleichzeitig führt es aber dazu, dass die Gewalt nicht zur Ruhe kommen wird. Denn Fleance wird das neue Königs­geschlecht begründen, nicht der siegreiche Malcolm.

Das kann man mit Shakespeare alles so sehen, ist aber doch ein deutlicher Eingriff. Einer, der zeigt, was die Coens in fast jedem Film interessiert: wie Gewalt vererbt wird, wie sie nicht zur Ruhe kommt und welche Rolle Geld dabei spielt. Alles ist schon im Stück drin, ausser die Betonung auf das Geld eben, die Coen dem Text nun einschreibt.

Die Shakespeare-Übersetzungen, Inszenierungen auf der Bühne oder im Film und vieles mehr verändern sich und erfüllen das, was Shakespeare schon seinem Hamlet über das Theater sagen lässt, es sei

der Brennspiegel und die abgekürzte Chronik der Zeit. (Im Original: abstracts and brief chronicles of the time.)

Das Gegenbild beschreibt Heiner Müller, der Shakespeare mehrfach adaptierte, überschrieb wie übersetzte. In seiner Rede "Shakespeare. Eine Differenz" aus dem Jahr 1989 heißt es:

Shakespeare ist ein Spiegel durch die Zeiten, unsre Hoffnung eine Welt, die er nicht mehr reflektiert. Wir sind bei uns nicht angekommen, solange  Shakespeare unsere Stücke schreibt.

Von dieser Hoffnung sind wir heute weiter entfernt als damals.

Gestern & Heute: Shakespeare und kein Ende

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