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Flucht und Einwanderung

"Ein Asylbewerber ist das letzte Glied in der Nahrungskette"

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMittwoch, 06.01.2021

Es ist ein unglaubliches, denkwürdiges Gespräch: In der Familiengeschichte von Arpád Soltész, 1969 im slowakischen Košice geboren, spiegelt sich ein Jahrhundert; in seiner Biographie die Transformation der alten Macht in die neue der Oligarchen.

Während des Zweiten Weltkriegs flohen die jüdischen Großeltern mütterlicherseits  nach Ungarn, weil dort zunächst die antijüdischen Gesetze weniger hart waren. Als sich das änderte, gehörte sein Großvater zu den an der Donau Erschossenen.

Meine Großmutter, die mit meiner Mutter schwanger war, überlebte und kehrte zu ihren Eltern nach Košice zurück. Also hat meine Mutter ihren Vater nie gekannt.

Jahrzehnte später, nach dem Einmarsch des Warschauer Pakts im August 1968 in die Tschechoslowakei, beschlossen sein Vater und befreundeter Fotograf

die Invasion zu dokumentieren und es wurde auf sie geschossen. Der Freund wurde in den Kopf geschossen, aber er überlebte, saß jedoch seitdem im Rollstuhl. ... Mein Vater erlitt einen Beinschuss, meine Mutter hat ihn gepflegt und so sind sie zusammengekommen. Sie heirateten und zeugten mich, aber im August 1969 begriff mein Vater, der Künstler war, dass er in diesem Regime keine Chance hat, und emigrierte. Meine Mutter befand sich mit mir in einer Risikoschwangerschaft und deshalb ist sie geblieben. Mein Vater floh am 16. August 1969 und ich wurde im Dezember geboren. Also habe auch ich meinen Vater nie gesehen.

Als Arpád Soltész merkte, dass er im Ostblock keine Chance hatte, emigrierte er - nach Deutschland und entwickelte sich zum

Germanophiler. Und das aus einem Nachfahren einer jüdischen Familie, von der 90 Prozent durch die Schornsteine in Auschwitz gejagt worden ist.

Als Asylbewerber ist er unten, aber erlebt mehr Rechte als in seinem Geburtsland. Nach dem Umbruch von 1989 will er zurückkehren und tut es:

Ich habe nicht auf meine Mutter gehört und bin zurückgegangen. Ich wollte kein Mechaniker für Strickmaschinen in Deutschland sein, ich wollte zurückgehen und den Saustall aufräumen, der in unserem Land seit der Gründung des faschistischen Staates herrschte, nachdem eine Diktatur die nächste abgelöst hatte. Ich wollte mit dabei sein, beim Aufbau eines wunderbaren Landes.

Viel wissen wir nicht über die Slowakei, die politisch Interessierten erinnern sich noch an den Mord an dem Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten mit seinen weitreichenden Folgen. Aber selbst von diesen kennen nur wenige die verstörenden Verbindungen zwischen Geheimdienst, organisiertem Verbrechen und einflussreichen Politikern.

In Frankreich sind etliche Bücher von Arpád Soltész erschienen; hoffen wir auf deutsche Übersetzungen.

Arpád Soltész schildert hier den monströsen Fall Tatravagónka als sprechendes Beispiel:

Tatravagónka Poprad war ein großes Industrieunternehmen, das Güterwagen herstellte und bis heute existiert. Der Besitzer war ein gewisser Vladimír Bachleda, gleichzeitig auch Leiter des Bezirksamtes, also ein Lokalpolitiker. Eines Tages kam eine Gruppe zu ihm, die Tatravagónka übernehmen wollte, indem sie die restlichen Anteile vom Staatsfonds aufkauft, aber Bachleda hatte das Vorkaufsrecht dafür. Natürlich lehnte er es ab, sich Leute in die Firma zu holen, von denen bekannt war, dass sie Dutzende von Firmen in der Ostslowakei unterwandert und ausgeplündert hatten. Er wurde einmal zu einem Treffen eingeladen, bei dem die obersten Bosse der slowakischen Mafia anwesend waren, Gangster, die vom slowakischen Geheimdienst hochgepäppelt worden waren: Holub, Žaluď und alle großen Namen der slowakischen Unterwelt. Sie erklärten ihm, wenn er ihnen Tatravagónka nicht gebe, würden sie ihn ‚runter‘ bringen. Er kapierte den Mafia-Jargon nicht und wurde noch wütend darüber, was sie sich erlaubten, da nur der Minister ihn absetzen könne. Die Leute, die an seinen Aktien interessiert waren, initiierten noch ein letztes Treffen irgendwo in der Tatra, wo ihn sein Geschäftsfreund hinfuhr. Er behauptete, ihn auch zu seinem eigenen Auto zurückgebracht zu haben und er war der Letzte, der Vladimir Bachleda lebend gesehen hat.“

"Ein Asylbewerber ist das letzte Glied in der Nahrungskette"

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