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Literatur

Die Abbruchkante

Die Abbruchkante

Jan Kuhlbrodt
Autor und Philosoph

*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)

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Jan KuhlbrodtMittwoch, 26.02.2020

Vor einigen Wochen erhielt ich ein kleines Buchpaket des unabhängigen Verlages Distillery in Berlin. Ein schmaler Band und zwei Hefte. Von einem der Hefte wird hier die Rede sein:

Der Autor schreibt in einem Postscriptum:

Höchste Zeit also für die endgültige Verramschung der Fiktionen, für eine Resteverwertung mit den modernen Mitteln der Montage!

Ich habe irgendwann einmal gelernt, dass ein Heft sich von einem Buch unterscheidet, weil es eben, wie der Name schon sagt, geheftet ist und ein Buch hingegen gebunden. Deshalb darf man oder dürfte man angesichts von etwas Gehefteten auch nicht von Band sprechen. Allerdings ist mir das einigermaßen wurscht, zumal die Art des Zusammenhalts einzelner Seiten noch nichts über deren Bedeutung aussagt und die Dicke eines Buches nichts über seine Bedeutungsschwere.

Jedenfalls heißt eines der Hefte, die ich erhielt und aus dessen Postscriptum ich oben zitierte, „Ramsch“ und ist von Florian Neuner. Es beinhaltet drei Erzählungen und beigegeben ist dem Ganzen eine in meinen Augen grandiose Fotoserie von Jörg Gruneberg. 

Auf den Fotos finden sich Bücher, viele Bücher, stapelweise Bücher. Allerdings ist nicht zu erkennen, um welche Bücher es sich handelt, denn sie sind vom Schnitt aus zu sehen, also von oben oder von unten. Vom Schnitt aus ist auch nicht genau zu erkennen, ob es wirklich Bücher, oder eben Hefte sind, zumindest solange nicht, solange sie in Stapeln gepresst liegen. 

Man betrachtet also die Schnittkanten der Papierbögen, auf denen ein Buchstabe naturgemäß keinen Platz hat, man betrachtet gewissermaßen rein die Bedeutungsträger, aber so, dass die Bedeutung verschwindet, und der Sinn sich in die Potenz der reinen physischen Existenz zurückzieht.

Unter Rücksicht des Titels, also „Ramsch“, könnte man annehmen, dass es sich um ausgesonderte Exemplare einer Buchhandlung oder einer Bibliothek handelt, um Ballast also, dessen Bedeutung in der Mühsal seines physischen Daseins liegt.

Im Text ändert sich dann natürlich die Perspektive. Das, was auf den Fotos sich dem Blick entzieht, wird hier lesbar, aber nicht so, wie man es allgemein gewohnt ist in der Prosa, also dass sich aus Information und Dramaturgie eine Geschichte in einem beschriebenen Interieur entfaltet, der man atemlos gespannt oder auch gelangweilt folgt, sondern ähnlich dem Buchschnitt türmen sich mehr oder weniger abstrakte Informationen, Erzählfetzen, Anfänge, ohne dass sich eine Handlung im klassischen Sinne ergibt.

Es ist ein Text, der gewissermaßen permanent abbricht. Spannend an der ganzen Sache aber ist, dass man dabei bleibt, also das Lesen eben nicht wie der Text versickert. Es ist eine Art literarisches Bachkieselhüpfen. Ziemlich spannend!

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