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Trigger Warnings: Infantilisierung von Studierenden, gar das Ende der freien Lehre?

Friederike Knüpling
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Friederike KnüplingMittwoch, 06.07.2016

Content warnings oder trigger warnings sind vorwarnende Bemerkungen, dass eine Darstellung folgt, die schockierend sein oder Traumata aktualisieren könnte. Dass zur Zeit immer mehr Studenten an angelsächsischen Universitäten solche Paratexte auf Seminar- und Bibliotheksmaterial verlangen, sorgt für ein Stirnrunzeln, das sich bis weit über den Atlantik hinaus erstreckt. FAZ: „Politische Korrektheit bedroht die freie Rede“, D-Radio: „Studenten wehren sich gegen freie Lehre“, NZZ: „'Trigger-Warnungen' an Amerikas Universitäten: Gefahr im Verzug“.

Den folgenden Text empfehle ich, weil er ohne vorschnelle Urteile geschrieben ist und die Sache als die unabgeschlossene Diskussion fassbar macht, die sie im Moment tatsächlich ist.

Zunächst einmal hat Donna Zuckerberg, die sich der klassischen Philologie verschrieben hat, zu berichten, dass ihre Studenten meist gar nicht so sensibel sind, wie die Kontroverse um trigger warnings sie aussehen lässt. Eher schon besorgniserregend sei, wie ungerührt viele von ihnen Antigones Selbsttötung oder Apolls Jagd auf Daphne zur Kenntnis nähmen. Die Journale rasseln trotzdem mit Argumenten, die die Etablierten aus der Kulturindustrie gegen trigger warnings anführen: Diese Studenten von heute seien einfach zu weich und mit ihrem Geschrei nach Freundlichkeiten sicher nicht auf dem rechten Weg, um sich auf die Härten in der Welt „hier“ draußen vorzubereiten.

Das Schöne nun an Zuckerbergs Essay ist, dass er zeigt, wie bescheuert dieses Festhalten an der harten Wirklichkeit - also an Härte als solcher - ist. Mit ihrem Text kann man trigger warnings als eigentlich gar nicht so absonderliches Sozialverhalten verstehen: Bevor man einem Freund seinen ersten Quentin-Tarantino-Film zeigt, sei schließlich auch normal zu sagen: „Übrigens wird ganz schön viel Gewalt zu sehen sein.“ Das ist vielleicht Rücksichtnahme, sicher Vorausschau, nicht aber schon an sich ein Werkzeug, um „schwieriges“ Material grundsätzlich aus den Seminarplänen wegzuzensieren. 

Trigger Warnings: Infantilisierung von Studierenden, gar das Ende der freien Lehre?

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Kommentare 5
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor fast 8 Jahre

    Sorry, das ist Blödsinn. Bevor ich einem Freund einen Tarantino Film gezeigt habe, habe ich noch nie gesagt: „Übrigens wird ganz schön viel Gewalt zu sehen sein.“

    1. Friederike Knüpling
      Friederike Knüpling · vor fast 8 Jahre

      Verstehe! Und tatsächlich wäre es hier besser gewesen, "friend" mit etwas wie "Bekannter" zu übersetzen - es geht ja gerade um solche Situationen, in denen man relativ unvertrauten, meist jüngeren Menschen etwas potentiell Schockierendes zeigen und ein sachliches Gespräch mit ihnen darüber führen möchte. Der Punkt, den Zuckerberg dann macht, ist, dass vorwegnehmende Bemerkungen bei "schwierigem" Material nicht automatisch einer Verhätschelung der Studenten gleichkommt, sondern dass sie ein sinnvolles Gespräch gerade über fordernde Materialien begünstigen können.

    2. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor fast 8 Jahre

      @Friederike Knüpling Das mit "Blödsinn" war ein bißchen zu emotional formuliert, tut mir leid. Aber spielen wir das Tarantino-Beispiel einmal durch. Mein Freund sagt nee, so etwas mit Gewalt, Blut und Action mag er nicht. Gut, gucken wir halt was von Rohmer, kein Problem.
      Aber wie sieht das jetzt im Umfeld des Studiums aus? Einem der Studenten ist die Antigone zu hart. Was machen wir dann? Kippen wir den ganzen Sophokles? Und Schiller, Shakespear und Grass ebenfalls, weil das zu harter Stoff ist? Oder lassen wir die extremen Stellen aus?

    3. Friederike Knüpling
      Friederike Knüpling · vor fast 8 Jahre

      @Leopold Ploner Wie mit trigger warnings umgegangen werden soll, ist nicht nur unter Studierenden umstritten, sondern auch, ob und wenn ja, dann bis zu welchem Grad Bildungsinstitutionen sie verpflichtend machen, ist nicht entschieden. Unter denjenigen, die trigger warnings fordern, sollen tatsächlich solche sein, die gewisse Inhalte kategorisch aus ihren Kurrikula ausschließen wollen - eine Position, für die nicht ganz leicht zu argumentieren ist. Der Text, den ich oben empfohlen habe, verfolgt das Argument, dass trigger warnings als vorbereitende Einleitungen zu verstehen sind und Studierenden helfen können, sich auf Material, das sie krass, politisch falsch oder schrecklich finden, überhaupt erstmal einzulassen. Nicht, um es am Ende zu unterschreiben, sondern eher, um es überhaupt erstmal zu diskutieren.
      Das ganze ist ein thematischer Schauplatz von einem umfassenderen Interesse, das an amerikanischen Universitäten zur Zeit diskutiert wird: Wer unterrrichtet wen, und welcher Kanon wird dabei zugrunde gelegt? Und was heißt es, die Universitäten auch für Studierende mit sogenannten "bildungsfernen" Hintergründen oder Dispositionen zu öffnen?

    4. Friederike Knüpling
      Friederike Knüpling · vor fast 8 Jahre

      @Friederike Knüpling Habe eben eine Reportage über den weiteren Kontext, in dem trigger warnings diskutiert werden, empfohlen, Herr Ploner: https://www.piqd.de/zu...

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