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Sind #NewWork-Prinzipien alte Bekannte aus dem Bereich der Sekten und leninistischen Kaderparteien?

Ole Wintermann
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Ole WintermannFreitag, 19.04.2019

In diesem spannenden und lesenswerten Brandeins-Interview mit dem Soziologie-Professor Stefan Kühl von der Universität Bielefeld geht es um das Phänomen, dass Professionalität im Job nach wie vor mit einer Entpersönlichung des Beschäftigten gleichgesetzt wird. Emotionen positiver wie negativer Art, die über ein übliches Maß hinausgehen, werden als Bedrohung des “Systems” betrachtet und nach Möglichkeit als Problem ausgegliedert. Mit dem Übergang von den rein funktional aufgestellten Großunternehmen des Industriezeitalters zu Unternehmen mit flachen Hierarchien wird jedoch der menschliche Umfeld-Aspekt der Beschäftigten mehr in den Blick genommen. Dies kann, so Kühl, zu einer Überforderung sowohl des Unternehmens als auch des Menschen führen. 

Den damit einhergehenden Trend, psychodynamische Prozesse in Unternehmen zu analysieren und damit den Menschen in seiner Einbindung in das System zu betrachten, sieht er aus diesem Grunde kritisch, weil dies die Schutzfunktion der Formalisierung verletzt. Stattdessen sieht er weiterhin in der Kommunikation in der Teeküche (statt auf einer Konferenz) einen guten Ansatz, sowohl das Unternehmen als auch den Menschen zu schützen. Schließlich geht er sogar soweit, dass er Unternehmen, die den Menschen in seiner Ganzheit sehen wollen, tendenziell als “gierige” Unternehmen ansieht, deren Funktionsprinzipien man normalerweise nur bei “Sekten, Guerilla-Verbänden, Jesuiten oder leninistischen Kader-Parteien” findet.

“Die Entgrenzung zwischen Person und Organisation war (in der Bhagwan-Bewegung) Programm. Das ist nicht weit entfernt von dem, was sich heute einige New-Work-Organisationen vorstellen.”

Ich halte diese Gleichsetzung, die zum Nachdenken anregen soll, für arg zugespitzt und befürchte, dass sie nur Wasser auf die Mühlen der Management-Traditionalisten sein wird. Zudem vergisst sie, dass die zunehmende Wahrnehmung der Entfremdung von Menschen in Großunternehmen und deren Suche nach Sinn empirisch evident ist. Was meint ihr?

Sind #NewWork-Prinzipien alte Bekannte aus dem Bereich der Sekten und leninistischen Kaderparteien?

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Kommentare 4
  1. Florian Städtler
    Florian Städtler · vor fast 5 Jahre

    Hallo Ole,

    ich habe den Artikel auch als besonders interessant wahrgenommen. Aus meiner Sicht zeigt er, wie verschieden der "Containerbegriff" New Work interpretierbar ist. Stefan Kühl sortiert New Work (passend zum brand eins-Schwerpunkt) in die Schublade "Happy working people"/"Starting with why"/"Unternehmen als Ersatzfamilie" ein. Erstgenannter Slogan war ja für einige Jahre auch der Wahlspruch des Netzwerks intrinsify. Nicht aus Zufall entschied man sich dort schon relativ früh gegen einen Community-Kuschelkurs hin zur klaren Nutzen- und Wirksamkeits-Orientierung für die Mitglieder.

    Die Problematik des Artikels ist nicht der pointierte Umgang mit der Vereinnahmung von Menschen durch Unternehmen, sondern dass diese Übergriffigkeit nun als zentrales Ziel der New Work-Bewegung schubladisiert wird. Doch New Work ist längst "Newworkismus", Mainstream und nicht mehr in einer einzigen Schublade zu fassen.

    Und trotz dieser eindimensionalen Sicht ist es gut, wenn solches Hinterfragen der (teilweise sozialromantischen) New Work-Seligkeit inkl. unreflektiertem, Frithjof-Bergmann-Zujubeln (hier fühlte ich mich teilweise an Sekten erinnert...) uns die Gelegenheit gibt, unsere Argumente gegenüber der traditionell-hierarchischen Lähm-Schicht zu schärfen. Es kommt eben ab einem gewissen Reifegrad von Denkangeboten auf die Differenzierung an.

    Gerade Diskussionen mit Nicht-Szene-Vertreter*innen wie Stefan Kühl würde ich gern bei den (Un-)Konferenzen und Festivals rund um das Thema "Zukunft der Arbeit / Neue Wirtschaft" mehr erleben.

    Danke für das Aufgreifen hier - ich freue mich auf weitere Impulse.

    FSt
    Florian Städtler

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor fast 5 Jahre

      Hallo Florian, danke dir für diese Einordnung, der ich komplett zustimmen kann. Ich nehme deine Anregung, dezidierte Nicht-Szene-Vertreter mal in die Planungen von (Un) Konferenzen einzubeziehen, auf jeden Fall gern auf. In der Tat bestätigen wir uns bei diesen Treffen allzuoft nur selbst. VG, Ole

  2. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 5 Jahre

    Ich habe zufälligerweise diesen Artikel mit dem Tenor Trennung Beruflich-Unpersönlich und PrivatSphäre am gleichen Tag gelesen wie einen Artikel der gegensätzlich gerade die Einbeziehung der Emotionen positiv sieht (wenn hier auch der Fokus auf der Abkehr vom rationalistisch verstandenen planungsdogma lag).
    Nun kann ich für mich das Resümee ziehen: Trennung Beruf und Privat hat ihre guten Seiten und den Arbeitnehmer als ganzen menschen zu sehen, auch :-).
    letzteres darf nicht zur Vereinnahmung führen und ersteres nicht dazu den Arbeitnehmer nur als Humankapital, nur als Rädchen im Getriebe zu nehmen.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor fast 5 Jahre

      Hallo Cornelia, danke dir für deine Einschätzung. Ich denke auch, dass die Wahrheit wie so oft im Leben in der Mitte liegt und diese Mitte hast du ja auch beschrieben. Diese Debatte findet auch an anderen Stellen unter den Überschriften "Mündiger Arbeitnehmer" oder " Diversität der individuellen Arbeitsmethoden" statt. Spannend dabei, auch wenn es sich nach einer Plattitüde anhört: Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen. VG

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