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Jenseits von Arbeit und materiellem Wohlstand: Der SAGE-Index

Ole Wintermann
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Ole WintermannMontag, 25.01.2021

Bisher sind Kapital und Arbeit, der traditionellen ökonomischen Logik folgend, (neben Boden) die beiden wesentlichen Faktoren zur Erzeugung von "Wohlstand". Was wäre aber, wenn plötzlich vormals "weiche Faktoren" wie beispielsweise "gesellschaftlicher Zusammenhalt" wohlstandssteigernd wären? 

Hinter dem folgenden Zitat würde man sicher einige prominente politische und ökonomische Kritikerinnen des bestehenden Wirtschaftssystems und des bekannten Wohlstandsverständnisses vermuten:

"Die meisten Menschen, die den Kapitalismus unterstützen, tun dies, weil er angeblich einen höheren Lebensstandard und mehr wirtschaftliche Freiheit bietet als alternative Wirtschaftssysteme."

Dass dieses Zitat allerdings stattdessen vom ehemaligen Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, Dennis Snower, stammt, sollte Anlass sein, mal einen genaueren Blick auf den Debattenbeitrag zu werfen.

Snower fragt sich, wieso eigentlich die bestehenden Methoden der Wohlstandsmessungen es nicht vermocht haben, Umwelt- und Klimakrisen zu berücksichtigen. Hätten sie dies schon seit Jahren getan, so hätte schon lange sichtbar werden können, dass wir dabei sind, einen ganzheitlich verstandenen Wohlstand zu verspielen. Da aber, so Snower, der bestehende Gesellschaftsvertrag rein materialistisch ausgerichtet ist, wird der seit Jahren existierende Wohlstandsverlust jenseits des materiellen Wohlstandes nicht erkannt.

Dieser Wohlstandsverlust zeigt sich in wachsender sozialer und materieller Ungleichheit, der ungleichen Verteilung von Bildungschancen und Gesundheit sowie fehlender sozialer Wertschätzung.

Snower stellt drei Forderungen auf. Erstens muss Wohlstand auch Faktoren wie Solidarität, Verbundenheit, Zugehörigkeit, gegenseitige Unterstützung und die Fähigkeit, seinen eigenen Zustand hinreichend beeinflussen zu können, beinhalten.

"Wirtschaftspolitik ist mehr als die Verteilung des Einkommens, genauso wie eine unternehmerische Leistung mehr ist als Shareholder Value und zivile Leistungen mehr als die Befriedigung der aktuellen Konsumwünsche beinhalten."

Zweitens muss Politik den "Teufelskreis" durchbrechen, dass das freie Spiel der Marktkräfte mitnichten zu freiem Wettbewerb führt, sondern wirtschaftliche Stärke zu politischen und gesellschaftlichen Schieflagen führt, die diese Stärke noch weiter befeuern, statt sie einzuschränken.

Drittens muss in der Ökonomie endlich die Erkenntnis erfolgen, dass nicht Wettbewerb zwischen den Menschen, sondern menschliche Kooperation Fortschritt ermöglicht.

Da aber der materialistisch ausgerichtete Gesellschaftsvertrag diese Realitäten missachtet, ergeben sich nach wie vor "soziale Fragmentierung, persönliche Entmachtung, Umweltzerstörung" und die Hinwendung zum Nationalismus. Er ruft dazu auf, die tradierten gesellschaftlich-politischen Konfliktlinien zwischen Rechts und Links, zwischen Gerechtigkeit und Effizienz zu durchbrechen und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Dafür schlägt er die Einführung eines sogenannten SAGE-Indizes vor, der materiellen Gewinn, ökologische Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Solidarität und persönliche Befähigung gleich gewichtet und damit ein realistisches Steuerungsinstrument für Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft darstellt. Alle vier Dimensionen sind voneinander abhängig. Wohlstand kann nur erreicht werden, wenn alle vier Dimensionen gleichzeitig adressiert werden.

Am Ende appelliert er mit Hinweis auf die Fridays-for-Futures-Bewegung an die Leserinnen, sich dieser notwendigen Umwälzungen bewusst zu sein. Starke Worte von Herrn Snower. Die Wirtschaftsexperten der bürgerlichen Parteien sollten aufhorchen, wenn ein solcher Text vom ehemaligen Präsidenten des IfW formuliert wird. 

Jenseits von Arbeit und materiellem Wohlstand: Der SAGE-Index

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Kommentare 1
  1. Michael Bauer-Leeb
    Michael Bauer-Leeb · vor 3 Jahren

    Danke für diese prägnante Zusammenfassung!

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