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Arbeit als sozialer Prozess – kann Arbeit auf Dauer undemokratisch organisiert bleiben?

Ole Wintermann
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Ole WintermannFreitag, 22.02.2019

Nachdem vor Jahren die ersten Studien einen rasanten Jobabbau infolge der Digitalisierung der Arbeit vorhersehen wollten (lassen wir die dringend notwendige methodische Diskussion um Scheingenauigkeiten an dieser Stelle mal unberücksichtigt), hat sich die Debatte in den letzten 2 Jahren verstärkt auf die Veränderung der Tätigkeiten als solchen fokussiert. Ein weiterer Aspekt, der eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient und der bereits durch Vordenker wie Esko Kilpi oder James Livingston beleuchtet worden ist, kommt in einem aktuellen ZEIT-Interview mit der Philosophie-Professorin Lisa Herzog zum Tragen. Es ist dies die sozialphilosophische Sicht auf unsere Art des Arbeitens.

Herzog plädiert für eine Abkehr von der negativen Seite der Zukunft der Arbeit und für eine Hinwendung zu den sinnstiftenden und sozialen Seiten unserer Arbeit. Sie möchte, dass wir uns lösen von der personen- und wettbewerbsfixierten Seite der Arbeit, wie sie heute sowohl im klassischen Unternehmensbereich als auch in der Community der Start-ups Alltag ist. Sie sieht wirtschaftliche Erfolge stets als den letzten Baustein in einer langen Reihe von Leistungen anderer Menschen, die vorab getätigt worden sind, die aber am Ende der Verwertungskette vergessen sind. Wir konzentrieren uns sozial-medial heutzutage zu sehr auf die Gründerinnen und Entscheiderinnen am Ende dieser Kette, ohne dass die Vorgängerinnen eine Möglichkeit hätten, am Erfolg teilzuhaben. 

"Die einzelnen Tätigkeiten greifen ineinander und bedingen einander. Wir arbeiten also immer mit der Hilfe anderer und für andere."

Im weiteren Verlauf des Interviews wird dann eher über die Notwendigkeit der Loslösung von tradierten Hierarchien gesprochen. Leider bleibt es dann bei der Erwähnung von Online-Abstimmungsmechanismen in unternehmensinternen Prozesse etwas unkonkret. Spannend wäre ein weiteres Vordenken in Richtung einer Mitbestimmung 2.0. Die Zeit wäre reif dafür.


Arbeit als sozialer Prozess – kann Arbeit auf Dauer undemokratisch organisiert bleiben?

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Kommentare 1
  1. Fritz Iversen
    Fritz Iversen · vor 5 Jahren

    Für meinen Geschmack läuft das Gespräch vom extrem (um das mal etwas enthusiastisch doppelt zu unterstreichen) relevanten philosophischen Kern etwas ins Diffuse. Der Punkt ist, dass sich Arbeit und Arbeitsverhältnisse neu denken lassen, wenn man sie prinzipiell und beinahe anthropologisch als kooperativ begreift. Menschen existieren ja gar nicht anders als in Verbünden und durch Zusammenarbeit. Arbeit ist daher nur ein anderes Wort für Kooperation, insofern sie immer an Voraussetzungen gebunden ist, die andere geschaffen haben und sich immer auf andere bezieht. Und im Bezug auf andere und nur da entsteht das Sinngefühl. Es ist sehr schwer, ich eine völlig solipsistische Arbeit vorzustellen.
    Dem gegenüber steht eine bloß betriebswirtschaftliche Auffassung von Arbeit (ob mit flach-freundschaftlichen Hierarchien oder diktaturhaft organisiert, ist egal). Mit dieser betriebswirtschaftlich verengten Auffassung läuft die Gesellschaft in die Sackgasse, im doppelten Sinn: Zum Ersten geht der Menschengesellschaft die Bezahlarbeit aus bzw. es hat nie genug innerhalb der Wirtschaftsbetriebe gegeben, zum Zweiten bleiben wichtigste Gemeinschaftsaufgaben liegen oder werden nur unzureichend bearbeitet, weil sie nicht verkaufbar geleistet werden können.
    Die Wirtschaft ist heute viel klarer als vor 200 Jahren zu verstehen als die gemeinsame Bemühung aller (die können) zum Leben aller. Das liegt daran, dass die Verflochtenheit aller mit allen anderen dichter und unübersehbarer geworden ist. Jenseits aller Feindschaften oder kulturellen Differenzen nutzen alle die Arbeit anderer. Klassisch: Auch die Ausländerfeinde hängen von zugewanderten Arbeitskräften ab.
    Wenn alle Arbeit unvermeidlich gesellschaftliche Arbeit ist, würden Betriebsarbeit und sonstige Gemeinschaftstätigkeiten sich in diesem Sinn völlig gleich verstehen. Man würde dann auch nicht Kunde der Bahn sein, sondern sozusagen Mitglied bei der Bahn. Das ist im Prinzip eine Gesellschaft, die sich eher genossenschaftlich versteht und vielleicht mehr Open Source in Allem enthielte. In dem Zusammenhang ist übriegns auch Konkurrenz eine Form von Kooperation (ist es sowieso, am sichtbarsten im Sport, weswegen die Voraussetzungen für Konkurrenz immer geschützt werden müssen).
    Allerdings, und das klingt in der Diffusität des Interviews dann durch, ist die Philosophie der kooperativen Gesellschaft leichter aufzuschreiben als dafür die nächsten konkreten Meilensteine zu benennen. Ich weiß es auch nicht. Ich glaube, die "Rettung der Arbeit" und die Zunahme eines kollaborativen Verständnisses von allem, was wir tun und wie wir leben, ist nicht aufzuhalten. Irgendwie arbeitet die Gesellschaft daran. Es klingt derzeit in bald jeder Debatte durch, ob es um Feinstaub, Bildung, Wohnen, Familie oder sonst etwas geht. Die "Spalter", Frontmacher, Egozentriker und geborenen Cent-Optimierer brauchen etwas länger, um zu verstehen, dass die Zukunft der Vergangenheit gar nicht mehr ähnlich sein kann.

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