Von verbrecherischen Funktionären und Drogenhändlern in Moskau las ich zuerst, Westbücher ausgenommen, als DIE RICHTSTATT erschien, heute gilt es als erstes literarisches Signal der Perestroika. Diese misslang und das Märchen vom Sieg von Freedom and Democracy dröhnte grell.

Während unter westlichen "Eliten" der Aberglauben vom Ende der Geschichte grassierte, verwandelten sich viele Nachfolgestaaten der UdSSR in

auto­ri­täre Klep­to­kra­tien ..., die ihren langen Schatten mitt­ler­weile auf die ehema­lige ,erste Welt‘ werfen.

Zu den Autoren, die diesen Prozess erhellend erklären, gehört der georgische, in London lebende Aka Mortschiladse, dessen Werk endlich auf Deutsch erscheint.

Besonders in SCHATTEN AUF DEM WEG erzählt er, wie Kriminelle, die im Archipel Gulag eine zentrale Rolle spielten, von den Rändern ins Zentrum gelangten. Ihre Lebens­weise verwan­delte sich in eine Subkultur, wurde popu­lär und ergriff allmählich die Macht.

Das erschreckende Fazit, das uns nicht entmutigen sollte, lautet:

Typisch für diese Kultur ist mora­li­scher Rela­ti­vismus, Erhe­bung des Geldes zum obersten Wert, hohe Gewalt­be­reit­schaft bei der Konflikt­lö­sung, Verach­tung der Schwa­chen und damit aller Minder­heiten (was sich insbe­son­dere in der stark ausge­prägten Homo­phobie zeigt), ein stark hier­ar­chi­sches Gesell­schafts­bild, in dem die herr­schende Klasse von allen geschrie­benen Gesetzen ausge­nommen ist. Die welt­weite Renais­sance der Rechts­po­pu­listen (insbe­son­dere jenseits des Atlan­tiks) ganz auf die Verbrei­tung dieser Kultur zurück­zu­führen, ist sicher­lich über­trieben. Aber dennoch ist sie dafür ein wich­tiger Faktor, zumal die Affi­ni­täten und Vernet­zungen zwischen post­so­wje­ti­schen bzw. osteu­ro­päi­schen „Klep­to­kra­tien“ und rechten Bewe­gungen welt­weit kein Geheimnis sind.

So werden Verbindungsfäden zwischen Trump und Putin, zwischen der City of London und Tiflis deutlich. Ein lesenswerter Artikel anlässlich eines großen Werks der Aufklärung.