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Zeit und Geschichte

„Warum muss noch immer das Blut weggeredet werden, das an diesen Objekten klebt?“

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerSonntag, 24.09.2017

Prestige-Projekt Humboldt-Forum? Lorenz Rollhäuser rechnet in seinem Feature „Haus der Weißen Herren“ gnadenlos damit ab. Kern seiner Kritik: Die fragwürdige Präsentation Tausender Ausstellungsobjekte im Ethnologischen Museum, von denen „die meisten aus Gewaltzusammenhängen stammen“.

Während Humboldt-Forum-Mitbegründer Horst Bredekamp im O-Ton nachdrücklich versichert, dass „in Berlin nicht kolonial gesammelt“ wurde, stöbert Rollhäuser in altem Archivmaterial und wertet unter anderem die Korrespondenz des Direktors und Kurators des Ethnologischen Museums zu Kolonialzeiten Felix von Luschan aus, der – beutegierig wie auch andere westliche Kuratoren – den Briten große Teile der blutig eroberten Kunstschätze aus Benin abkaufte. Der Autor reist zudem selbst nach Benin, in dessen Museum nur traurige Kopien oder fotografische Abbildungen der für das Land so wichtigen Artefakte zu betrachten sind. Dabei kämpfen der Oba – der König von Benin – und sein Bruder Prinz Edun Akenzua seit Jahrzehnten um die Rückgabe der identitätsstiftenden Büsten und Elfenbeinschnitzereien – vergeblich.

„Jedes Mal, wenn in Benin etwas von Bedeutung geschah, beauftragte der König die Gilde der Bronzeschmiede oder der Elfenbeinschnitzer, dieses Ereignis festzuhalten. Diese Objekte dienten also der Geschichtsschreibung“, erklärt Prinz Akenzua. Und ein Professor der Universität Lagos kritisiert: „Einer der Gründe, warum wir unsere Geschichte vergessen, ist der Verlust dieser Dinge. Jetzt müssen unsere Kinder zu diesen Museen reisen, um etwas über sich selbst zu erfahren.“

Die westliche Arroganz und das überheblich selbstgefällige Gebaren gegenüber den betroffenen Ländern wirkt beschämend und nicht mehr zeitgemäß. Man mag für die Zukunft nur hoffen, dass sich die nächsten Generationen offener zeigen, sich auch die Schuld- und Rechtsfrage stellen, und mit den Geschädigten in einen ernst zu nehmenden Dialog treten.

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„Warum muss noch immer das Blut weggeredet werden, das an diesen Objekten klebt?“

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Kommentare 1
  1. Daniel Schreiber
    Daniel Schreiber · vor mehr als 6 Jahre

    Das ist ein superinteressantes Feature und man ist total froh, dass heute noch so ein Rechercheaufwand betrieben wird! Die Kolonialgeschichte von Museen - ohne die es die traditionellen Museen der Welt nicht geben würde - ist ein wichtiges Thema. Das Schlagwort "shared heritage" ist in vieler Hinsicht ein Witz. Aber ich bin mir nicht sicher, wo man die Grenze ziehen soll: Wie weit muss die Geschichte aufgerollt werden? 100, 200 oder 2000 Jahre? Und sollte man überhaupt das Konzept ethnologischer oder weltgeschichtlicher Museen überdenken? Und was ist mit der bildenden Kunst? Ich bin ziemlich ratlos...

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