Vor dem AFD-Parteitag sprach der Tagesspiegel mit dem Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland, der bald Oppositionsführer im Bundestag sein könnte. Er würde es, wenn die SPD in eine Regierung geht und nicht nach dem Motto "Mehr Demokratie wagen!" einen anderen Weg einschlägt.

Schon deshalb ist es nicht müßig, zu fragen, ob der selbsternannte Jäger eine Strategie offenbart.

Wir brauchen überhaupt keine Zuwanderung. Wir halten bekanntermaßen eine Obergrenze von null für richtig.

Alexander Gauland spricht gern und oft von deutschen Interessen und Nationalgeschichte, lässt sich vor Bismarck-Bildern ablichten. Vor diesem Hintergrund ist das so falsch, dass er es besser wissen müsste. Preußen oder das Deutsche Reich erlebten immer wieder Flüchtlingswellen - das Böhmische Viertel in Berlin entstand durch solche im 18. Jahrhundert. Die Vorfahren von Theodor Fontane waren Hugenotten, die aus Frankreich flohen. 

Ein Deutschland ohne Zuwanderung gab es noch nie. So radikal gesetzt, kann das nur ein Ziel haben: Die politischen Kräfte mit dem Hebel irrationaler Ängste vor Flüchtlingen, zu mehr Einschränkungen zu verführen. Diese Strategie wiederholt sich bei etlichen Äußerungen, so auch beim zweiten Standbein:

Ob ich jetzt den Islam als Ideologie ansehe oder als Religion, das ist ein Streit um Worte.

Wer die deutsche Kultur, die angeblich gegen das "rot-grün-versiffte Multikulti" bewahrt werden soll, befragt, findet wohl keinen von Lessing über Goethe bis zu Thomas Mann, der den Islam nicht als Kultur und Religion angesehen hat. Moderat im Ton - "rot-grün-versifft" überlässt Gauland seinen Wadenbeißer - soll der Weg bereitet werden, für eine Herrschaft, für die wir noch keinen Namen haben:  

In Sachsen ist die AfD inzwischen stärkste Partei. Da kann es schnell passieren, dass jemand von der AfD Ministerpräsident wird. Das ist dann Augenhöhe.

Auf die Geschichte bezogen, sind alle Aussagen falsch, aber ein Wille zur Macht ist deutlich. Unklar ist, was mit diesem gemacht werden soll.