Zuerst kann man dieses Plädoyer für eine Atombewaffnung als Sommerlochüberbrückung belächeln, aber genau betrachtet, reiht es sich ein in eine Strategie der Nadelstiche. Immer wieder stellen rechte Wissenschaftler und Publizisten, wie vor diesem Beitrag Berthold Kohler, einer der Herausgeber der FAZ, Fragen wie:

Unter welchen Bedingungen und zu welchen Kosten könnte die Zentralmacht Europas Atommacht werden?

Dahinter steckt ein ernstes Problem - ungelöst und relevant:

Nach der ersten deutschen Einigung 1871 versuchte Otto von Bismarck, die Kräfte, die das große Reich in der Mitte Europas demokratisieren wollten, zu bekämpfen, gleichzeitig warnte er vor einer militärischen Weltpolitik. Dafür war und ist es zu klein.

Bismarck sah die Gefahr eines Weltkriegs zur gleichen Zeit wie Friedrich Engels, aber sein eingefleischter Royalismus verhinderte eine entschiedene Politik dagegen. Deshalb heißt der letzte Satz dieses alten Buches, das ich neu edierte:

Diese Tragik einer reichentwickelten Persönlichkeit wurde zur Tragik der deutschen Nation.

Nach zwei Weltkriegen war nicht nur die Weltmachtrolle verspielt, sondern das Land geteilt.

Nach der zweiten deutschen Einheit 1990 stieg unser Land zum Hegemon der EU auf, aber militärisch spielt es - bis auf den schändlichen Rüstungsexport - keine entscheidende Rolle.

Da die Zeit der alleinigen Weltmacht USA vorbei ist, gibt es nun Plädoyers für ein aufgerüstetes Deutschland, das geopolitisch selbständig agieren kann. Die Speerspitze dieser Agitatoren fordern deutsche Atomwaffen, die der Zwei-plus-Vier-Vertrag verbietet.

Gerade durch den irrlichternden US-Präsidenten scheint das einen Hauch von Rationalität zu haben.

Die meisten in Berlin denken und handeln nach der Devise „Augen zu und durch“ und hoffen auf bessere Zeiten nach Trump. Doch diese Rechnung könnte sich als trügerisch erweisen.

Das ist richtig, aber der Weg Deutschlands in eine multipolare Welt sollte ohne Hochrüstung erfolgen. Zwei Weltkriege reichen!