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Zeit und Geschichte

Unpiq: F.A.Z. wärmt den Mythos "Novemberverbrecher" wieder auf

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerMontag, 05.11.2018

Wäre dieser Text von der nationalistischen Jungen Freiheit publiziert worden, müsste man hier kein größeres Aufheben darum machen. Aber er ist am Wochenende im Politikteil der F.A.Z. erschienen, was verstört und nicht unkommentiert bleiben sollte, auch wenn der Text hinter einer Bezahlschranke versteckt wird: Autor Martin Eich verrennt sich in der These, dass der Kieler Matrosenaufstand eine Katastrophe für das Deutsche Reich war. Er schreibt: "Die Tatsache, dass Deutschland mit dem Scheitern von 'Operation19' [dem geplanten Flottenangriff auf England, D.L.] die letzte Chance genommen wurde, militärisch einen akzeptablen Verhandlungsfrieden zu erreichen, vermag das [der romantischen Verklärung der Aufständischen, D.L.] nicht zu tangieren." Von einer solchen Aussage ist es nicht mehr weit bis zur Bezeichnung der Matrosen als Vaterlandsverräter und Novemberverbrecher. In seinem Beitrag unterschlägt Eich nicht nur zahlreiche wichtige Fakten, die ich hier aus Platzgründen gar nicht alle erwähnen kann, sondern er spielt das Szenario, das er mit seiner These andeutet, nicht im Ansatz durch. Er unterschlägt vor allem, dass die Marineführung heimlich und eigenmächtig handelte - gegenüber Kaiser Wilhelm II. wurde nur eine äußerst vage, kaum verständliche Andeutung gemacht. Reichskanzler Prinz Max von Baden wurde völlig übergangen, obwohl dieser auf Geheiß der obersten Militärs so schnell wie möglich einen Waffenstillstand aushandeln sollte. Aber angenommen, der Angriff auf England hätte stattgefunden: Damit wäre das Deutsche Reich sicher nicht in einer besseren Verhandlungsposition gewesen, sondern in einer ganz erheblichen Erklärungsnot - besonders gegenüber England. Zumal die Gespräche über einen Waffenstillstand und einen Friedensvertrag bereits im Gange waren. Kurz: Der Aufstand der Matrosen verhinderte den irrsinnigen Angriff, rettete Zehntausenden Menschen das Leben (auch ein Fakt, den Eich nicht würdigt) und beendete die Herrschaft der Hohenzollern.

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Kommentare 6
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 5 Jahre

    Ein guter Unpiq. Für Autoren wie Martin Eich gilt wohl: "Ich hasse die Revolution wie die Sünde."

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 5 Jahre

      (Friedrich Ebert am 7. November 1918; genau genommen sprach der Sozialdemokrat von der "sozialen Revolution", was es aber natürlich nicht besser macht.)

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 5 Jahre

      @Dirk Liesemer Klar, überliefert von Prinz Max von Baden.

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 5 Jahre

      @Dirk Liesemer seit hundert Jahren blinkt die SPD links und fährt aber nicht rüber...
      (...Maaßen hat aber ein paar Linksradikale dort gefunden)

  2. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor mehr als 5 Jahre

    ich denke, daß du im jahr 2018 nicht vorraussetzen kannst, daß deine leser ad hoc wissen, wer die "...Bezeichnung der Matrosen als Vaterlandsverräter und Novemberverbrecher" salonfähig gemacht hat.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 5 Jahre

      Mag sein, also das waren die obersten deutschen Militärs wie Hindenburg und Ludendorff, ferner wurde dieser Kampfbegriff von der politischen Rechten, darunter den Nationalsozialisten, verwendet, um die Revolutionäre und damit auch die Weimarer Republik zu diffamieren.

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