Kampfreden sind markig, angriffslustig, polarisierend, aber wer die leider erfolgreiche Bewerbungsrede von Tilman Kuban um den Bundesvorsitz JU-Deutschlandtag am 16.03.19 hört und sieht, erlebt wieder einmal einen Rechtsruck .

Als Außenseiter ging Tilman Kuban ins Rennen, schließlich stimmten 200 von 319 Delegierten für ihn, die während seiner Rede klatschten und johlten. Er schimpft zwar gegen die AfD, aber ohne deren Erfolge hätte seine Rede nicht zum Sieg geführt.

Nach einem moderaten Beginn geifert Tilman Kuban gegen die Linke, die sich "lieber für die Schultoilette des 3. bis 312. Geschlechts" engagierte und zum Juso-Vorsitzenden fällt ihm nur ein:

Kevin - mach dein Studium fertig, dann kannst du dir eine eigene Wohnung leisten.

Es ist eine Rede gegen Solidarität, aber für mehr Geld für Militär.

Gegen eine angebliche "Scharia-Polizei" und eine "linke Intoleranz-Polizei". Obwohl die Spaltung wächst, Arme und Reiche sich weiter voneinander entfernen, ruft Tilman Kuban unter Applaus und Sprechchören zum "Aufstand gegen die Umverteilungsorgie" auf.

Man könnte das leicht als Kinderkram abtun, aber so jung ist der 31-jährige Jurist nun auch wieder nicht und er erhielt einen aussichtsreichen Listenplatz fürs EU-Parlament. Und sein Vorgänger Paul Ziemiak ist heute CDU-Generalsekretär.

Ein Ausrutscher war es nicht, da er schon 2015 sich gegen Merkel stellte und forderte, Flüchtlinge an der deutschen Grenze abzuweisen.

Auch ausgewachsene Rindviecher palavern von einer "konservativen Revolution", sie sprechen von program­ma­ti­scher Erneue­rung der CDU und meinen Positionen, die überwunden schienen.

Von Wehr­pflicht bis Atom­kraft, vom vermeintlichen Schutz der Ehe bis zum christ­lich geprägten Abendland, von innerer Sicher­heit zu mehr Mauern.

Es ist eine Suada an Ressentiments, die Risse im Gesellschaftsfundament aufzeigen.

Wer bedenkt, dass die Union mit Abstand die längste Zeit den deutschen Bundeskanzler stellte und viele andere Spitzenämter inne hat, dem kann bange werden.