Gut, ich brauch eigentlich keinen Beleg mehr dafür, dass es sich bei der AfD um eine rechtsextreme, demokratiefeindliche Partei handelt. Und auch unter Relevanzgesichtspunkten kann man dieses Unding einer Partei hoffentlich bald ignorieren. Und dennoch ist es vielleicht wichtig, noch einmal das ganze verächtliche Politikbild der Menschen in dieser Partei vor Augen geführt zu bekommen. Das tut diese Dokumentation – indem sie unzählige Chatverläufe aus dem Innern der AfD ausgewertet hat.

Im September 2017 zieht die AfD zum ersten Mal in den Bundestag ein. Mehr als 70 Abgeordnete treten später einer streng vertraulichen Chatgruppe bei, die "Quasselgruppe". Mindestens 76 der 92 AfD-Bundestagsabgeordneten, die 2017 ins Parlament einzogen, schrieben in die Gruppe – darunter auch Fraktionsvorstände.

Rund 40.000 Posts haben NDR und WDR nun einsehen können. Sie zeigen, was die AfD-Politiker denken und wie sie reden, wenn sie glauben, dass ihnen keiner zuhört. Häufiges Streitthema: Wie rechtsextrem soll die Partei sein? 

Ein Abgeordneter fragt: 

"Wollen wir eine national-sozialistische oder eine freiheitlich-konservative Partei sein?"

Eine Kollegin antwortet: 

"Fällt es so schwer, mal nicht über das Dritte Reich zu reden?" 

Insgesamt aber bleibt das Bild einer Partei, die Demokratie und Menschenwürde eindeutig feindlich gegenübersteht. Belegt durch Chateinträge wie diesen:

"Die Ratte Merkel an der Spitze! Diese Volksverräterin gehört lebenslang in den Knast!" 

Immer wieder wird auch die Strategie- und Konzeptionsschwäche der Fraktionsspitze beklagt, besonders von Alice Weidel.

Je länger die AfD im Bundestag sitzt, desto größer wird der Frust: "Was fremdschämen angeht, bin ich durch die Partei extrem belastbar geworden", ärgert sich ein Abgeordneter. "Die Wähler haben keine Ahnung, was sie erwartet, wenn sie AfD wählen", raunt eine andere, und: "Die AfD ist am Arsch." Das ernüchternde Fazit im Chat-Dialog: "Die Fraktion war mal der Leuchtturm der Partei." Antwort: "Ist er immer noch, nur das Licht ist aus."