24 hochrangige Militärs standen im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher von den Richtern. 12 Angeklagte erhielten die Todesstrafe, 3 bekamen lebenslange und 4 Freiheitsstrafen zwischen 10 und 20 Jahren. 

In doppelter Hinsicht wurde in Nürnberg Geschichte geschrieben. Erstmals urteilte ein internationaler Gerichtshof über die Verantwortlichen für einen Krieg und die in ihm begangenen Verbrechen. Der Prozess gilt heute als eine Geburtsstunde des Völkerstrafrechts, das Einzelpersonen an der Spitze des Staates verantwortliche macht für Kriegsverbrechen.

John Zimmermann stellt auf HSozKult die Doktorarbeit von Jens Brüggemann vor, der zu den Prozessen geforscht hat: "Männer von Ehre? Die Wehrmachtgeneralität im Nürnberger Prozess 1945/46. Zur Entstehung einer Legende" ist 2018 bei Verlag Ferdinand Schöningh erschienen.


„Fatal wirkte sich jedoch aus, dass das Gericht den Generalstab und das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) aus formalen Gründen nicht als ‚verbrecherische Organisation‘ verurteilen konnte“, schreibt Zimmermann. „Dies wird von den Apologeten der Wehrmacht bis heute wider besseren Wissens als Freispruch interpretiert. Nicht zuletzt darauf beruhte die Legendenbildung von der ‚sauberen Wehrmacht’, obwohl sie bereits seit den 1960er-Jahren eindeutig widerlegt werden konnte.“

Den Verteidigern und auch den militärischen Angeklagten gelang es, die Kriegsführung der Wehrmacht vom NS-Regime zu trennen: Die Nationalsozialisten galten in der Öffentlichkeit für die Verbrechen verantwortlich. Die Soldaten allerdings hatte der "Führer" angeblich „missbraucht“ und „getäuscht“. Die gut 18 Millionen Deutschen, die die Uniform des Militärs getragen hatten, konnten sich durch das Urteil freigesprochen fühlen. Erst die Wehrmachtausstellung, die Mitte der 1990er-Jahre in Deutschland gezeigt wurde, änderte sich das Bild.