Dieser Beitrag steht für sich, antwortet aber Kritikern meines letzten unpiq, einer Verteidigung des Nationalstaats.

Der Germanist Heinrich Detering legt dar, wie rechtsextreme Rhetorik funktioniert. Nachdem Aydan Özoguz, deutsche Staatsbürgerin aus einer türkischen Familie und Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, ihre Sicht auf die deutsche Kultur charakterisierte, verstieg sich Alexander Gauland, der Brandstifter als Biedermann, vor AfD-Anhängern im Eichsfeld dazu:

Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.

Detering analysiert mit dem Werkzeug seines Fachs:

Nicht nur das "entsorgen" sollte hier aufhorchen lassen, ... sondern noch zwei andere Aspekte. Erstens: Warum wird Frau Özoguz, wenn ihr von den Bewohnern des Eichsfeldes gezeigt worden ist, "was spezifisch deutsche Kultur ist", anschließend "nie wieder her" kommen? Welches Spezifikum der spezifisch deutschen Kultur sollte hier der Frau Özoguz vermittelt werden? Welcher Art ist diese Vermittlung, wenn die Adressatin anschließend "entsorgt" werden muss? Und zweitens: Wer ist das "wir", das Frau Özoguz "in Anatolien entsorgen" will? Es sind, folgt man dem Text, die Vertreter jener spezifisch deutschen Kultur. Sie gleichen zum Verwechseln Bandenmitgliedern, die es ihren Opfern erst richtig zeigen, sie dann erledigen und schließlich entsorgen. Nein, Gaulands Sprache ist auch hier wahrhaftig nicht die Sprache Goethes und Fontanes. Sie ist bloß der schlecht verkleidete Jargon von Gangstern.

War das in den 30er Jahren ebenso?

Wer Victor Klemperer liest, erkennt, dass schon damals die Verrohung der Sprache dem Totschlag vorausging. Bei Brecht waren die Nazis Gangster.

Nationalisten bedrohen stets Kultur und Nation.

Die Nation steht nicht im Widerspruch zu Europa.

Und viele Beobachter sehen den Nationalstaat immer noch als einen Baustein weltweiter Sicherheit.