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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Der Kampf des Gedächtnisses gegen die Macht - Milan Kundera und kein Ende

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergSamstag, 25.07.2020

Der Kampf des Menschen gegen die Macht ist der Kampf des Gedächtnisses gegen das Vergessen.

So steht es geschrieben im Klassiker Das Buch vom Lachen und Vergessen; zu Weltruhm stieg der 1929 geborene Verfasser, der tschechisch-französische Schriftsteller Milan Kundera, in den 1980er Jahren auf mit dem Roman Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.

Das ist schon eine Weile her, deshalb empfehle ich das kurze Radiostück, das kompakt und immer noch aktuell diesen Jahrhundertautor vorstellt, der - mittlerweile im 92. Lebensjahr - zuletzt keine neue Bücher mehr publizierte.

Seine alten Werke sollten neu gelesen werden. Oft wird nicht nur anhand kleiner Geschichten große Geschichte erhellt, sondern auch entscheidende philosophische Lebensfragen gestellt - mit beträchtlichem Humor.

Momentan aber löste in Tschechien eine Biographie über Milan Kundera eine heftige Debatte aus; es tobt in Tschechien ein Kampf des Gedächtnisses gegen die Macht der geschäftsgestützten Klischees.

Alena Wagnerová, die Milan Kundera gut kennt, erhellt und entfaltet die Auseinandersetzungen für die NZZ so, dass sie über den Einzelfall hinausweisen.

Die Dissonanzen sind, gerade auch hierzulande kurz vor dem 30. Jahrestag der Vereinigung 1990, höchst aufschlussreich, wo ebenso wie bei unseren Nachbarn oftmals ein dogmatischer Antikommunismus ähnlich wie ein dogmatischer Kommunismus alles in Gut und Böse teilt.

Ähnliche Vereinfachungen gibt es auch bei Streitereien auf anderen Gebieten - man denke an Auseinandersetzungen zu einzelnen Wörtern, Namen und Denkmälern.

Alena Wagnerovás Fazit lautet auf den Schultern von Milan Kundera:

Zum Kampf um seine Person hat Kundera schon früher ein schlagendes Statement gegeben:

«Die grossen menschlichen Konflikte von der naiven Interpretation zu befreien, darin nur den Kampf zwischen Gut und Böse zu sehen und sie im Licht der Tragödie zu begreifen, war eine immense Leistung des Geistes; er deckte die fatale Relativität der menschlichen Wahrheiten auf; er lehrte den Menschen, gegenüber seinem Feind gerecht zu sein. Nur, die Vitalität des moralischen Manichäismus ist unüberwindbar.»

So fügt sich der tschechische Kampf um Milan Kundera in die immer stärker werdende Entfaltung einer sich im algorithmischen Ja oder Nein ergehenden Welt, in der es zwischen Amoralismus und Hypermoralismus immer weniger eine vernünftig abwägende Mitte gibt.


Gestern & Heute: Der Kampf des Gedächtnisses gegen die Macht - Milan Kundera und kein Ende

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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    Okay diese Welt in schwarz-weiß einzuteilen ist auch etwas, was mir in letzter Zeit auffällt und nicht gefällt. allerdings bedeutet die gesunde Mitte hier eben nicht, dass man relativieren kann, das man es egal findet wie eine Straße heißt. Wo für ein Denkmal steht... nein die gesunde argumentative Mitte beinhaltet, dass wir Menschen, die solchen Straßennamen verteidigen oder ein Denkmal - dass wir diese Menschen nicht für Böse halten.. dass wir glauben können, dass sie es nicht böse meinen. das beinhaltet natürlich eine gewisse Arroganz, nämlich dass sie einfach noch nicht besser Bescheid wissen. etwas was normalerweise im Gespräch wirklich kontraproduktiv ist. aber wenn der andere offensichtlich nicht Bescheid weiß über was er da redet - dann gibt es diese aufklärerische Seite.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

      Es ist möglich und häufig so, dass bei einem Gespräch die Teilnehmer andere Blickwinkel und damit Wissen haben.

      Konkret: Ich sprach letztes Jahr mit der Autorin Alena Wagnerová. Sie weiß mehr über Kundera als ich und erlebte ihn bevor er ein Weltautor wurde.

      Allerdings kann ich besser über seine Rolle kurz vor dem Umbruch 1989 in der DDR sprechen. Seine Auseinandersetzung mit dem Stalinismus im Ostblock, etwa in "Der Scherz", war mir als Jugendlicher näher als Solschenizyn. Seine Bücher waren Schmuggelware aus dem Westen.

      Ein dritter Leser, der sich nicht über den Abstieg und Fall des Kommunismus im 20. Jahrhundert interessiert und diesen nicht mal am Rande erlebt hat, hätte andere Aspekte in das Gespräch eingebracht, andere Blickwinkel und Wissen.

      So kann man sich gegenseitig aufklären.

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