Wieso sind Menschen bereit, im Namen ihres Glaubens zu töten und zu sterben?

Diese Frage stellte die Ausstellung GEHORSAM, die man im Jahr 2015 besuchen konnte. Sie war die bildgewaltigste ihrer Art, die ich sah. Kein Wunder, gestaltet wurde sie von dem Ausnahmefilmemacher Peter Greenaway und seiner Lebensgefährtin und Medienkünstlerin Saskia Boddeke. Allerdings war ich froh, dass ich mit Freunden von einer Museumsmitarbeiterin geführt wurde. Die Ausstellung war auf Wunsch der Künstler so wenig kommentiert und erklärt, dass die überwältige Bilderflut in 15 Räumen ohne großes Hintergrundwissen zumindest schwierig zu verstehen war.

Grit Lederer gestaltete einen vielschichtigen Film über die Ausstellung. Sie begleitet das Künstlerpaar, beobachtet es beim Ausstellungsaufbau und spürt ihre Inspirationsquellen in Amsterdam auf. Es kommen aber nicht nur Peter Greenaway und Saskia Boddeke zu Wort, sondern auch der Grand Iman Tareq Oubrou, der Rabbiner Michaël Azoulay, die evangelische Dompfarrerin Petra Zimmermann und der Theologe Eugen Drewermann.

Sie führen die Zuschauer durch die Ausstellung und erklären und interpretieren die Geschichte so, dass sie brennend aktuell wird und dennoch ihr Geheimnis behält.

Die Erzählung von Abraham, der seinen Sohn Isaak/Ismael töten und opfern soll, ist nämlich zentral für alle drei großen monotheistischen Religionen – obwohl sie jeweils anders bewertet und eingeordnet wird. Sie verstört noch immer und hat eine enorme Relevanz – auch für den bekennenden Atheisten Peter Greenaway, der nicht in seinen "areligiösen Gefühlen verletzt" (Brecht) wird.

Bis zum 16. Februar ist dieser historisch, kulturgeschichtlich und politisch relevante Dokumentarfilm in der arte Mediathek verfügbar.