In dieser Dokumentation geht es viel, aber keineswegs nur um Musik. Die Stile, die seit einiger Zeit in Westafrika entstehen, sind nicht denkbar ohne die musikalischen und politischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte, insbesondere seit dem Ende des Kolonialismus. Die Künstlerinnen und Künstler im Senegal, der Elfenbeinküste, in Mali und Benin mischen nicht nur traditionelle Instrumente und Sounds in ihre Stücke, sondern sehen sich als Teil der sozialen Bewegungen. Sie streiten für demokratische Reformen und gegen Genitalverstümmelung, sie protestieren gegen korrupte Staatspräsidenten und setzten sich für die Erinnerung an Politiker wie Thomas Sankara ein, einem Che Guevara Westafrikas. Das Internet verleiht den Künstlern dabei neue Freiheiten: Sie können ihre Songs viel leichter bekanntmachen als jemals zuvor. Allerdings, und das kommt in der Doku nicht vor: Für Musiklabel ist es heute fast unmöglich, junge Künstler zu promoten. Die Erlöse sind mittlerweile zu gering, um weitere Investitionen zu tätigen. Und auch das kommt – zumindest in diesem Film der dreiteiligen Serie – nicht vor: Die Archivierung von Musikproduktionen ist ein riesiges Problem, unglaublich viel geht wieder verloren. Immerhin werden an der Gramophon Library in Accra, Ghana, mit Hilfe des Goethe Instituts alte Stücke für die Nachwelt aufbereitet. Es ist gleichwohl eine sehr sehenswerte Doku, die ich hier empfehle. Ich bin gespannt, wie sich die selbstbewusste Kreativszene Westafrikas noch entwickelt. Im Kampf gegen Armut und Landflucht spielt sie schon jetzt eine wichtigere Rolle als neue Öl- oder Goldfunde.

Verfügbar bis zum 18. März 2018.

Hier gehts zum Teil über Nigeria und Südafrika und hier Angola und Ghana.