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Zeit und Geschichte

Die Kolonisierung gestern und die Kolonisierung der Zukunft

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMontag, 12.09.2022

Diesmal ist das Internationale Literaturfestival Berlin mit einer denkwürdigen Rede von David van Reybrouck eröffnet worden. In der verlinkten Eröffnungsveranstaltung beginnt seine Rede ab der 52. Minute in deutscher Übersetzung.

Wer den großartigen belgischen Autor und Historiker nicht kennt, bekommt vor seiner Rede eine kurze, aber gehaltvolle Einführung.

Der alte Kolonialismus, der die Welt aufteilte, gehört für David van Reybrouck nicht nur zur National-, sondern zur Globalgeschichte. Eine tiefere Auseinandersetzung tut not, aber so der prägnante Autor, ist nicht ausreichend, denn die westliche Lebensweise, die vorrangig in alten Kolonialmächten geführt wird, verwandelt zunehmend den alten territorialen Kolonialismus in einen neuen, der weit in die Zukunft greift.

Der Kolonialismus ist kein territoriales Unternehmen mehr, sondern ein zeitliches – das Schlimmste steht womöglich noch bevor. Wir verhalten uns wie Kolonisatoren kommender Generationen. Wir berauben sie ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit, womöglich sogar ihres Lebens – genau wie die Kolonisatoren der Vergangenheit. Wir bürden künftigen Generationen uns selbst auf, und das mit erstaunlicher Brutalität und Gleichgültigkeit.

Hier kann man die Rede im englischen Original (ab der 52. Minute) hören.

Nachlesen kann man diese Rede für Geld in der FAZ und wenige Tage ebenso über Blendle.

In plastischen Beispielen vom Artensterben über einen hungrigen Fuchs bis hin zu einem fünfzehnjährigen Hirtenjungen aus dem Tschad, dessen Kohlenstofffußabdruck fast null ist, macht er die Kolonialisierung der Zukunft anschaulich und greifbar.

Der Jugendliche muss ansehen und erleiden

 wie sich sein Land infolge des Lebensstils seiner Altersgenossen in Washington, Tokio oder Amsterdam in eine noch größere Wüste verwandelt; denn die haben ihre Klimaanlagen auf sechzehn Grad Celsius eingestellt, während sie Influencern auf Tiktok dabei zuschauen, wie sie für Fast Fashion werben, die von Kindern in südasiatischen Sweatshops genäht wird. Und wenn seine Ziegen verhungert und verdurstet sind und er beschließt, in eine gemäßigtere Region zu ziehen, wo die Hitze in den meisten Monaten des Jahres erträglich ist, dann erwartet ihn ein langer Leidensweg der Migration, Diskriminierung und Desinte­gration. Was auch immer er tut, das Elend ist ihm sicher.

Die Kolonisierung gestern und die Kolonisierung der Zukunft

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Kommentare 2
  1. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor mehr als ein Jahr

    Vielen Dank. Ergänzend zu seiner Rede verweise ich auf das Interview mit David Van Reybrouk mit Harald Staun (in der FAS vom 11. September - Bezahlschranke)

    https://www.faz.net/ak...

    "Die Vergangenheit tut immer noch weh. Die Vergangenheit ist immer noch da. Ich denke, die Menschheit wird nur dann in der Lage sein, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen, wenn die Vergangenheit nicht mehr schmerzt. Ich betrachte meine Bücher über Kongo und Indonesien als eine Art Wundversorgung: Ich hoffe, dass meine Bücher
    dazu beitragen können, die Wunden der Vergangenheit zu heilen, damit wir gemeinsam für die Zukunft kämpfen können. Das ist im Grunde das, was ich sagen will."

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      Danke für die Ergänzung, die man auch wenige Tage über blendle lesen kann: https://blendle.com/i/...

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